LUBOMYR MELNYK ist kurz nach dem Krieg in München geboren, bevor seine Eltern nach Winnipeg umsiedelten. Mit 24 Jahren verdingte er sich als Pianist und Komponist für Theatergruppen an der Pariser Oper, bevor er 1985 zwei Weltrekorde als schnellster Pianist aufstellte. Das liegt alles weit zurück, doch wirklich bekannt wurde er mit seiner „Continuous Music“ hierzulande erst vor ein paar Jahren – Erased Tapes sei Dank.
Da seine Musik recht speziell ist und nicht zwangsläufig in klassische Konzertsäle passt, verschaffte ihm das in Hamburg einen Auftritt in einem der angesagtesten Läden – dem Golem. Und schon dort fiel auf, dass der Pianist mit den ukrainischen Wurzeln mit der Zeit von seinem virtuos schnellen Klavierspiel abrückte und mit Stücken wie „Butterfly“ auch etwas langsamere Töne zuließ. Dem Erfolg ist dies sicherlich nicht abträglich, da den laienhaften Hörer sein rasantes Spiel auch schnell ermüden ließ. Nach dem Mini-Album „Evertina“ setzt Melnyk diesen Weg mit dem Nachfolger „Rivers and streams“ zumindest stellenweise fort, und wer mit Smetanas „Moldau“ groß geworden ist, wird sicherlich auch seine Freude daran haben, hier den musikalischen Flüssen zu folgen. Neu sind zudem die begleitenden Instrumente, eine koreanische Flöte und Gitarren. Dies sorgt ebenfalls für etwas Abwechslung, wobei dies nicht mit Massentauglichkeit zu verwechseln ist – dafür sind vor allem die Flötenklänge doch zu experimentell ausgefallen. Schön dennoch, dass der gute Lubomyr auch mit 67 Jahren anscheinend noch nicht müde wird. Weder spielerisch noch künstlerisch.