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LOU RHODES – Bloom

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Einst bildete LOU RHODES als Mitglied von LAMB eine der Speerspitzen des TripHop.
Seitdem sie solo unterwegs ist, gehört der TripHop der Vergangenheit an. Elektronik findet nicht mehr statt. Stattdessen bewegt sie sich im weiten Feld des Folk. Auf ihrem zweiten Album „Bloom” geht LOU RHODES diesen Weg konsequent weiter. Den musikalischen Rahmen bilden dabei einerseits die akustische Gitarre, andererseits die immer präsenten Percussions und die ausdrucksstarke Stimme von Mrs Rhodes. Nicht selten erinnern die Songs mit den vielen im Hintergund agierenden Stimmen an KATE BUSH. Doch LOU RHODES hat es überhaupt nicht nötig, sich irgendwo anzubiedern. Dafür hat sie viel zu viel eigene Substanz, in Noten wie in Worten, zu bieten. Große Klassse, wie der Opener „The rain”, heavy wie ein Song von LED ZEPPELIN, allen Folkmuffeln zeigt, was dieses Genre zu bieten hat, wenn man nur Mut genug zur Eigenständigkeit hat. „Greatness in a speck of dust” erinnert mit seinen Tribals an das großartige Folkalbum „English settlement” von XTC. In „Never loved a man (like you)”, einem von Haus aus schon eindringlichen Liebeslied, schaffen es Lou und ihre Mitstreiter mit Hilfe von akustischer Gitarre, Cello und Xylophon in eine ganz neue, entrückte Dimension. „All we are” knüpft dort nahtlos an. Wieder schabt das Cello in tiefsten Tönen, wieder bilden die prägnanten Percussions das solide Fundament, und am Ende lässt Lou die Sonne in das traurige Herz eindringen. Das ist ganz großes Musikkino. „Change all my winters away” greift den Faden auf, den SUZANNE VEGA einst verlor, als sie sich vom warmen Folk abwandte hin zum kalten, digitalen Designerfolk. Auch hier wieder großartig, wie die mächtigen Drums das perlige Folkgewand aufwirbeln. Doch „Bloom” lässt nicht nur die wohlige, sondern auch die kalte Gänsehaut über den Rücken schauern. Erschütternd, wie gelungen LOU RHODES in „They say” musikalisch umsetzt, dass Liebe auch immer Leid beinhaltet, nicht nur Höhenflug, sondern auch Kerker bedeuten kann. „Sister moon” und das Titelstück „Bloom” beenden das Album eher ruhig und nachdenklich. „I can dance without you, but I´d rather dance with you” siniert Lou in letzterem und bringt dabei die Zerrissenheit in sich selbst auf den Punkt. Man kann so vieles am Leben beklagen, satt muss man es deshalb noch lange nicht haben. Absolutes Highlight des Albums ist aber „Icarus”, ein grandioser Übersong mit Gänsehautgarantie. Großartig! „Bloom” hätte fast die Chance, schon ganz früh ein Glanzlicht des Jahres 2008 zu setzen, wenn es in der zweiten Hälfte nicht leicht abfallen würde. Eingepackt ist das Ganze in ein absolut passendes, stimmiges Artwork des amerikanischen Malers Tim Gates. Einziger Wermutstropfen sind die fehlenden Lyrics, bzw. die Tatsache, das man die wenigen, die abgedruckt sind, nicht lesen kann. Hätte man diese noch dabei, „Bloom” wäre ein Trumpf wider des Downloadwahns.