Hilfe, da sind sie schon wieder! LIEDFETT stalken mich bereits seit Monaten. Zuerst waren es nur ihre Aufkleber, die an gefühlt jedem zweiten Laternenpfahl und in jeder ranzigen Kneipentoilette in Hamburg prangten. Als nächstes ging das Liedermacher-Trio noch einen Schritt weiter und verfolgte mich mit seinen Auftritten. So dinierte ich beispielsweise mit meiner Freundin während der Kieler Woche in einem Restaurant in der Kieler Innenstadt, und wer spielte plötzlich draußen auf der gegenüberliegenden Straßenseite? LIEDFETT! Und selbst, als ich letztens nach einer Barkassenfahrt nichtsahnend an den Landungsbrücken entlang schlenderte, lief ich der Band direkt in die Arme, weil sie direkt an der Waterkant auf einer eigens errichteten Bühne ein kleines musikalisches Stelldichein gab. Anscheinend gibt es kein Entkommen. Dementsprechend hat es mich auch nicht mehr allzu sehr überrascht, als ich nach dem Öffnen eines unscheinbaren Briefumschlags plötzlich ihr Debüt-Album „Kochbuch“ in den Händen hielt.
Bereits bei der Aufmachung des Digipaks gehen die Hamburger sehr humorvoll zu Werke und bestechen dabei ebenso durch Minimalismus, als auch durch Liebe zum Detail. Gleiches gilt für ihre Musik, die oftmals nur aus einer Handvoll Gitarrenakkorden besteht, die von einem Cajon sowie ab und zu auch durch weitere Instrumente wie Kazoo oder Geige begleitet werden. Dennoch werden LIEDFETT nie langweilig, denn mal überraschen sie mit guten Ideen (wie beispielsweise das jazzige Intro bei „Vitamin C“), mal reißen sie den Hörer aufgrund ihres Textwitzes mit. Dabei wirken sie zwar nicht ganz so ausgeklügelt wie die MONSTERS OF LIEDERMACHING und auch nicht so überdreht wie die WOHNRAUMHELDEN, doch im Gegenzug punkten sie mit ihrer erfrischenden Unbeschwertheit. LIEDFETT sind also auf dem besten Wege, sich im „Liedermaching Untergrund“ zu einer festen Größe zu entwickeln. Und was mich betrifft, so dürfen sie gerne auch in Zukunft weiter meine Wege kreuzen.