[O]utside the ordered universe [is] that amorphous blight of nethermost confusion which blasphemes and bubbles at the center of all infinity – the boundless daemon sultan Azathoth, whose name no lips dare speak aloud, and who gnaws hungrily in inconceivable, unlighted chambers beyond time and space amidst the muffled, maddening beating of vile drums and the thin monotonous whine of accursed flutes.
– H. P. Lovecraft: The Dream-Quest of Unknown Kadath
Der derart Porträtierte hört nicht nur auf den Namen Azathoth, sondern wird gelegentlich auch als „Blind Idiot God” bezeichnet. Und weil das eine ungemein evokative Bezeichnung ist, hat sich so auch gleich eine Band genannt, eine Instrumentalnoiserock-Band aus den Achtzigern, der die hier besprochenen LENTO (vermutlich) mit einem Lied gleichen Namens Tribut zollen. Das wiederum, und so schließt sich der Kreis, aus genau dem Umfeld stammen könnte, das im Eingangszitat beschrieben wird: aus den tiefsten Tiefen der Wurzel aller Höllen. Genau.
Wobei: Ganz so lichtarm und verdorben geht’s bei LENTO dann doch nicht zu, zumindest nicht durchgehend. In der Schnittmenge von Metal, Hardcore und Noise-/Postrock, die einst von NEUROSIS etabliert und verfeinert und dann von zahllosen Bands interpretiert wurde, ballern sie zwar die meiste Zeit aus allen Rohren, aber im Unterschied zu den Labelkollegen OMEGA MASSIF, die auf ihrem letzten Album „Karpatia“ einfach nur tiefschwarz und unfassbar schwer klangen, werden die wuchtigen, sich auftürmenden Gitarren immer wieder von Synthesizerakkorden eingefasst, die Länge der Lieder bleibt mit etwa zwei bis vier Minuten überschaubar und meistens rocken sie richtig, statt knietief im Schlamm zu waten.
Was LENTO positiv von mittlerweile vermutlich tausend Postrock-/Postmetal-Bands abhebt, ist die Spannbreite ihrer Einflüsse – neben den bereits genannten sind das nämlich vor allem ältere Noiserock- und HC-Bands wie BIG BLACK (besonders gut zu hören auf „Anxiety, despair and languish“) und NOMEANSNO („The roof“). „Blackness“ erinnert dann sogar an späte EARTH und mit „Inwards disclosure“ ist auch ein reines Noise-/Industrial-Stück dabei.
Dieser Abwechslungsreichtum sorgt dafür, dass ich mir in gefühlt jedem zweiten Postmetal-Review auftauchende Adjektive wie „düster“, „monumental“ oder gar „monolithisch“ schenken kann. Dennoch sind die Stücke so sorgfältig arrangiert und angeordnet, dass alles klingt wie aus einem Guss. Kann mich nicht erinnern, in den letzten Jahren ein vergleichbar kurzweiliges und originelles Album aus der Postmetal/Sludge-Ecke gehört zu haben.