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LAFOTE – Raus aus der Komfortzone!

Im November letzten Jahres ist das Debütalbum von LAFOTE erschienen, obwohl das Trio um Hanseplatte-Besitzer Jakob Groothoff bereits seit 2013 aktiv ist. Nach ihrem Konzert in Braunschweig zog ein Besucher das Resümee, dass sie wie eine Mischung aus FEHLFARBEN und GANG OF FOUR klängen, was es in der Tat ganz gut umschreibt. Im Gespräch mit Jakob im Anschluss an ihre Tour ging es um einen Rückblick auf die zurückliegenden Monate, um die Schwierigkeit des Texteschreibens und um die Kritik an Komfortzonen.

Hey Jakob, herzlichen Glückwunsch zu Eurem wirklich tollen Debütalbum, das vor ein paar Monaten erschienen ist. Euer erstes Demo-Tape habt Ihr ja bereits 2014 veröffentlicht. Warum hat es so lange gedauert, bis endlich das Album herauskam?
Gute Frage! Uns ist es erst in den Plattenrezensionen aufgefallen, dass doch so viel Zeit dazwischen verstrichen ist. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass ich es schwierig finde, Texte zu schreiben. Unsere Songs waren soweit schon fertig, bis mich irgendwann ein Freund drauf hingewiesen hat, dass die Texte auch nicht besser werden, wenn man sie immer wieder überarbeitet. Am selben Tag habe ich dann noch das Studio gebucht, mir quasi eine Deadline gesetzt. Dann ging die autistische Arbeit am Laptop erst richtig los, aber der Termin gab mir zugleich auch einen Energieschub. Ich finde aber auch, dass ein Album ein ganz schöner Kraftakt ist und dass mir das Texten nicht immer gelungen ist und einige Songs zu konstruiert wirken.

Siehst Du die Schwierigkeit auch darin, dass ein Songtext in der Regel auf etwa dreieinhalb Minuten begrenzt ist?
Kristof Schreuf hat über uns mal einen Text in der „Jungen Welt“ geschrieben, in dem es hieß „ohne poetische Umschweife geht es direkt los“. Ich habe mir dazu sehr viele Gedanken gemacht und die Rapper beneidet, die so viel Text in einem Song unterbringen können, bis mir aufgefallen ist, dass es eben doch eine Form der Poesie ist, Texte zu verknappen und auf den Punkt zu bringen. Das finde ich tatsächlich schwierig.

Und wie sieht es beim Songwriting aus? Geht das schneller?
Mal so, mal so. Unsere Songs sind, mit Ausnahme einzelner Grooves, eigentlich nicht allzu komplex. Diese Grooves sind manchmal aus Fehlern entstanden, die wir dann bewusst wiederholt und eingebaut haben. Ansonsten haben wir aber versucht, allzu verkopfte Stellen wegzulassen.

Ich finde, dass Eure Musik wie ein Querschnitt durch die Hamburger Musikgeschichte klingt, angereichert mit etwas Postpunk im Stile von GANG OF FOUR. Wie habt Ihr diese Eckpunkte als Band gefunden?
Mit der Hamburger Schule und Bands wie DIE STERNE, TOCOTRONIC und BLUMFELD wurde ich sozialisiert, die ließen sich also gar nicht vermeiden. Übrigens tauchten die BLUMFELD-Vergleiche erst mit unserem Album auf. Wir haben das in der Band selbst nie so wahrgenommen, können den Vergleich nun aber verstehen und finden ihn auch gut. GANG OF FOUR finde ich als Vergleich ganz passend, obwohl ich die Band eigentlich nie gehört habe. Es handelt sich bei ihnen ja auch mehr um eine Idee, wie man die Gitarre spielen kann. Ansonsten sind wir, mit Ausnahme von unserem Bassisten, gar keine besonders guten Musiker.

Dir gehört ja der Hamburger Plattenladen „Hanseplatte“. Denkst Du, dass Dein Wissen über unzählige Bands auch in Eure Musik mit einfließt?
Das weiß ich nicht. Ich habe oft das Gefühl, dass Leute in meinem Umfeld die viel größeren Musik-Nerds sind. Aber ich kenne natürlich schon ziemlich viel Musik. Jedenfalls hat unser hässliches Cover-Artwork einen bestimmt Grund: ich mag gerne Cover, die einen optisch anschreien. Insgesamt funktioniert unsere Musik eher über Ausschluss und wie wir nicht klingen wollen.

Apropos Ausschluss: Man hat das Gefühl, dass Ihr auf „Fin“ allzu offensichtliche Melodien gekonnt umschifft, wodurch Ihr nie langweilig werdet.
Unser Song „Nur der Zusammenbruch ist echt“ wurde mal mit „interessante Harmonien“ kommentiert. Ich suche auf der Gitarre immer nach Klängen, die oszillieren. Vielleicht habe ich da als ungerader Sänger aus der Not eine Tugend gemacht, um mich sozusagen abstützen zu können. Bei DIE NERVEN findet man ganz ähnliche Akkorde. Vielleicht kann man uns das auch vorwerfen, wobei der Opener „Alles liegt in Scherben“ schon von 2008 stammt, also sehr lange zurückliegt. Ich finde es aber lustig, dass momentan so viele gerade und harmonisch klingende Bands wie DIE KERZEN, BOTSCHAFT, KLAUS JOHANN GROBE und INTERNATIONAL MUSIC aufstreben, mit denen wir zuletzt zusammen gespielt haben.

In Deinen Texten geht es um Selbstzweifel und das Gefühl des Verlorenseins in der modernen Gesellschaft.
Eine Position, die mir sehr wichtig ist, ist ein klares Nein zu bestimmten Dingen. Natürlich handelt es sich dabei nur um meine Perspektive, die nicht zwangsläufig für uns als Band spricht. Aber wenn man mit uns Dreien ein langes Kneipengespräch führen würde, käme als Fazit wahrscheinlich ungefähr das heraus, wofür „Fin“ steht. Vielleicht hängt es aber auch damit zusammen, dass unser Bassist und ich viele Thesen ausdiskutieren und uns auch in unserem Philosophie-Studium damit befassen.

Drückt auch das Cover mit dem schön designten Wohnzimmer diese Selbstkritik aus?
Mir ist zufällig aufgefallen, dass dieses Bild aus einem Möbelhaus perfekt zu unserer Platte passt. Ich empfinde es als einen der schlimmsten Zustände, wenn man sich selbst in seinem Leben einrichtet, und ich versuche, das ständig zu sabotieren, um mich nicht spießig zu fühlen und meine Schärfe zu verlieren. Wobei unsere Texte viel konsequenter sind als wir selbst.

War es denn von Beginn an Eure Absicht, die Platte selbst zu veröffentlichen?
Ich hatte anfangs bei Staatsakt nachgefragt, aber dort fehlte es an der Zeit, was für mich zu demotivierend war. Daraufhin hatte ich einen Antrag bei „Initiative Musik“ gestellt und einen Zuschlag bekommen. Im Nachhinein war es auch eine gute Entscheidung, da man inzwischen ja eh keine Vorschüsse mehr kriegt. Aber wir wurden dafür durch eine Booking- und eine Promo-Agentur unterstützt. Wobei es natürlich schon cool gewesen wäre, wenn man von einem Label finanziell und von der Arbeit, die man mit einer Veröffentlichung hat, unterstützt wird und wenn dort Leute für einen brennen.

Wie ist das Fazit Eurer soeben abgeschlossenen Tour?
Es war super! Wir hatten extrem gute Konzerte und haben auch kein Minus gemacht. Der letzte Block war der beste. In Braunschweig haben die Leute getanzt, Saarbrücken im Karateklub Meier war hammergeil, am nächsten Tag Sonnenschein in Frankreich, und beim Tourabschluss in Karlsruhe sind die Leute total durchgedreht.

Folgen im Sommer noch Festivals?
Das hatten wir gehofft, aber bislang steht nur das Waldstock-Festival in Pegnitz fest. Unklar sind wohl noch zwei Festivals in Kassel und Potsdam.

Wir drücken Euch die Daumen!

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