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KATE MOSH – … zum zehnten Geburtstag des Immergut

Anlässlich des zehnten Geburtstags des Immergut-Festivals in Neustrelitz haben wir uns gedacht, auch mal die beteiligten Bands zu Worte kommen zu lassen. Wie haben sie das Festival erlebt? Waren sie auch schon mal als Gast auf dem Festival? Gibt es eine besondere Beziehung zum Immergut?

Als erstes kommt Thom Kastning von KATE MOSH zu Worte:

[F] Du hast vor vier Jahren zum ersten Mal mit KATE MOSH auf dem Immergut gespielt. Seitdem hast du die gesamte Backing Band ausgetauscht. Warum? Meine Info war, dass du solo weitermachen wolltest.
[A] Die erste Frage ist anscheinend gleich die schwierigste. Vorweg muß ich erst einmal richtig stellen, dass ich nicht aus eigenem Antrieb die Mitglieder ausgetauscht habe, sondern dass sich die bisherigen Musiker entschieden haben, bei KATE MOSH aufzuhören. Und das auf eine für mich sehr unschöne Art und Weise, während der es auch zu diesen irreführenden Informationen gekommen ist. Es hat eine Menge persönliche Differenzen und unüberwindbare Vorstellungen über die Zukunft und unmittelbare Vergangenheit der Band gegeben. Das Ganze gipfelte in gegenseitigen Provokationen, zu denen auch der letzte Newsletter gehörte, in dem die private Ansicht eines Bandmitglieds als Bandmeinung ausgegeben wurde. Ich war damals ziemlich am Ende und hatte auch keine Lust, diese Spirale ewig weiter zu treiben. Kurz und gut, niemals habe ich daran gedacht und denke auch nicht daran, KATE MOSH solo weiterzuführen. Wie soll denn das auch gehen?
Der Begriff „Backing Band“ gefällt mir nicht, da KATE MOSH immer als Team funktioniert oder nicht funktioniert hat, auch wenn ich in den letzten drei Jahren das einzige Gründungsmitglied war.

[F] War der Auftritt 2005 anders als in diesem Jahr?
[A] Es war sehr befreiend, einfach mal wieder zu spielen, ohne auf der Bühne ständig darüber nachdenken zu müssen, was man denn jetzt wieder evtl. falsch machen und zu Vorwürfen nach den Auftritten führen könnte. Ansonsten war es natürlich ein besonder Auftritt, da wir aus Verbundenheit und alter Freundschaft zu Kemper (einem der Veranstalter des Immergut-Festivals), der uns ja auch zwei Jahre gebucht hat, zusammengefunden haben, um noch einmal ein paar KATE MOSH-Lieder zu spielen und ein schönes Wochenende zu haben. Wie es in Zukunft weiter geht, ist momentan noch unklar.

[F] Warst du auch schon mal privat auf dem Immergut? Falls ja, seit wann? Was hat sich seitdem geändert? Was gefällt Dir, was nicht?
[A] Bis auf das erste Immergut und die Jahre 2006 und 2008, in denen wir als Band woanders unterwegs waren, war ich immer dabei, kenne es also von vielen Seiten, als Fan, als Band, als Backstageschnorrer. Die ersten Jahre waren natürlich für mich interessanter, aber das ist sicherlich von der Erinnerung gefärbt, es war intimer, viele Bands waren noch Geheimtips, oder kurz davor, das nächste große Ding zu werden. Es ist schon unglaublich, welch großen Stellenwert sich das Festival in der riesigen deutschen Festivallandschaft erarbeitet hat. Und das aus der Idee von ein paar Leuten aus Neustrelitz heraus, die mal ein Wochenende mit coolen Bands in ihrer Gegend machen wollten. Gefallen hat mir, dass sich vor einigen Jahren bewußt dafür entschieden wurde, das Ding nicht immer größer werden zu lassen, was natürlich auch dazu führt, daß man sich lineuptechnisch nicht mehr mit der ausufernden Opulenz anderer Festivals messen kann. Das wurde ja in den letzten Jahren gerne kritisiert. Früher war das Festival etwas „rockiger“, hieß ja auch mal Immergutrocken (siehe Websitenamen), aber der Indiepopschwerpunkt war schon immer vorhanden. Nicht ganz meine Baustelle. Es gibt keine Überraschungen mehr, aber dazu mehr in der nächsten Frage.

[F] Man liest immer wieder „Indie is the new mainstream“. Macht sich das auch in Neustrelitz bemerkbar?
[A] Indie war in den letzten Jahren ganz klar Mainstream, so wie es auch Anfang bis Mitte der Neunziger so war, aber jetzt ist es damit erstmal vorbei. Dabei ist natürlich zu unterscheiden zwischen der groben Musikrichtungsumfassung und dem Statement den dieser Begriff beinhaltet. Es gab schon immer SMASH TEMPLE PUMPLOTS, THE DASHBOARD RAKES und andere Langweiler, die sich ordentlich vom Business haben verbiegen lassen, aber auch immer SEBADOHS und PAVEMENTS, wenn ich das mal so zusammenfassen darf. Das Immergut hat sicher davon profitiert, zur richtigen Zeit anzufangen, ist mit der Indie-Welle groß geworden, und im Moment gibt es wieder so ein Loch. Das wird ein paar Jahre dauern, und ich freu mich schon diebisch darauf, demnächst wieder was Neues zu entdecken, auf mitreißende Konzerte zu gehen, usw.

[F] Wo siehst Du das Immergut in zehn Jahren? Was wirst Du 2019 für Musik machen und hören?
[A] Im Falle des Immerguts sehe ich gar nichts. In die Zukunft sehen kann ich auch nicht, wahrscheinlich werde ich weiter versuchen, aus der klassischen Rockbesetzung kleine Funken Individualität herauszukitzeln und nicht zum SONIC YOUTH plays „Dirty“ Konzert im New Berghain (Ex- O² World) für 250€ gehen – hätte sich aber gelohnt, da die Mittsechziger von Ben Flavin ausgeleuchtet wurden.

http://www.myspace.com/katemosh