Kurz & schmerzlos (Oktober – Dezember 2008) – CD-Besprechungen in aller Kürze

Und weiter geht’s mit der nächsten Runde CD-Kurzreviews! Da hier in erster Linie Tonträger landen, deren Musikstile nicht unbedingt zu unseren Kernkompetenzen gehören und Musikgeschmäcker bekanntlich immer sehr subjektiv sind, empfehlen wir, sich selber ein Bild der jeweiligen Interpreten zu machen und fleißig ihre Internetpräsenzen zu frequentieren. Here we go!

BADDIES – „Battleships“ (Label: Pinnacle, VÖ 27.10.2008)
(bc) Eine neue Band aus dem englischen Essex schickt ihre Debütsingle „Battleships“ ins Rennen und liefert auf deren beiden Songs eine erste Kostprobe ihres Könnens ab. Die treibenden, leicht ungestüm wirkenden Indie-Rock-Knaller wissen zwar durchaus zu gefallen, jedoch lässt sich wohl erst nach einem kompletten Album wirklich beurteilen, welches Potential tatsächlich in den BADDIES steckt. Wir sind gespannt. (7)
http://www.myspace.com/baddies

DEREK MEINS – „The famous poet“ (Label: 1965 Records)
(bc) Sind wir hier auf ’nem Poetry-Slam oder was? Auf „The famous poet“ wechselt DEREK MEINS zwischen Spoken-Word-Tracks, ruhigen Piano-Klängen und hinterwäldlerischen Country-Songs hin und her. Ob dies nun letztendlich langweilig, völlig krank oder sogar total genial ist, dürfte im Auge des Betrachters liegen. (4)

GARDA – „Die, technique, die!“ (Label: K&F Records, VÖ 10.10.2008)
(bc) Obwohl es sich bei GARDA eigentlich um ein Zwei-Mann-Projekt mit Gitarre, Schlagzeug sowie Gesang handelt, lassen sie sich nicht einfach auf eine minimalistische Akustik-Pop-Band reduzieren. Denn dank zahlreicher Freunde, die das Duo musikalisch unterstützen, wird der Hörer immer wieder mit orchestralen Momenten überrascht. Wenn du TIGER LOU zu schätzen weißt, solltest du dir „Die, technique, die!“ ruhig mal zu Gemüte führen. (5)
http://www.gardamusic.com

KATY LIED – „Late arrival“ (Label: Weatherbox, VÖ 05.12.2008)
(bc) Hört hier jemand gerne klassischen Americana-Sound? Dann sollte derjenige unbedingt mal KATY LIED seine Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Aufgepeppt mit Folk-Rock-Elementen, einem schicken 70ies Flower Power-Touch und einem teils an TOM PETTY erinnernden Gesang präsentiert diese britische Band nämlich ein durchaus beachtenswertes Erstlingswerk auf diesem Gebiet. (6)
http://www.katylied.com/

LATO – „Out of the dark“ (Label: Gandüla Records, VÖ 07.11.2008)
(bc) Nein, diese CD hat trotz ihres Titels nichts mit FALCO zu tun… LATO sind ein Musiker-Kollektiv aus der Underground-Szene Italiens und machen – ja was eigentlich? Mal klingt „Out of the dark“ etwas psychedelisch, dann wiederum melancholisch düster und kurz darauf wieder ziemlich rockig. Die Musik ist zwar durchaus anspruchsvoll, will aber nicht so wirklich zünden, und so kann ich diesem Album leider nur Langeweile auf hohem Niveau bescheinigen. (3)

N!RGENDWO – “Bleib bei mir” (Label: Pro K II, VÖ 15.11.2008)
(jg) Wahnsinn! Selten ein Albumcover gesehen, dass so vor Pathos strotzt wie „Bleib bei mir“ von N!RGENDWO. Drei in Schwarz-Rot gekleidete Jungspunde mit coolen Piercings vor einem Maisfeld mit einem monströsen Blitzspektakel im Hintergrund. Und dazu diese sehnsüchtige Handhaltung des Sängers, die den Albumtitel sogleich optisch umsetzt. Bildbearbeitung deluxe! Aber halten wir uns nicht länger mit dem Cover auf, die Musik und die Texte stehen dem in nichts nach. Mal wird es philosophisch („Die Zeit hat die Macht, über Tag und Nacht, wir sind ihr ergeben, müssen nur mit ihr leben“), mal romantisch („Ich will mit dir zusammen sein, nie mehr suchend und allein, ich schwöre, dass ich zu dir gehör, und niemals unser Paradies zerstör“). Welche Frau mag da schon nein sagen? Zum Glück meinen es N!RGENDWO gut mit uns, und packen ungefragt drei Bonussongs dazu. Hier stimmt einfach alles! (1)
http://www.nirgendwo-music.de

PATER NEMBROT – „Mandria“ (Label: Go Down, VÖ 31.10.2008)
(bc) Der unangenehm klingende Bandname, das Netzhaut peitschende Spaghetti-Splatter-Coverartwork und die langweilige Psychedelic-/Stonerrock-Mucke mit italienischen Texten machen diese CD nicht gerade zum Highlight einer gut sortierten Tonträgersammlung. (2)
http://www.myspace.com/paternembrot

PROJEKTCHAOS II – “Greatest hits” (Label: Pro K II, VÖ 15.11.2008)
(jg) Sein Instrument zu beherrschen ist eine Sache, coole Musik zu machen eine andere. Jedenfalls bin ich ganz froh, dass sich Ska-Funk in unserer heimischen Disco nie durchsetzen konnte. Auf dem bandeigenen Label veröffentlichen die sieben Musiker mit dem passenden Namen PROJEKTCHAOS II nun ihr Debüt und hoffen, mit acht Songs den Hörer zum Tanzen zu bringen. Auf diversen Bandwettbewerben scheint das geklappt zu haben, auf dem Festival nebenan in Brake vielleicht auch, aber bei mir wird maximal der rechte Arm in Richung Eject-Taste bewegt.(3,5)
http://www.projektchaos2.com/

SLAMWEJAM – „A big hug“ (Label: Gorilla Music, VÖ 24.10.2008)
(bc) Du hast heute Abend ein Date und weißt nicht, welche Musik du im Hintergrund laufen lassen sollst, um deine(n) Angebetete(n) schnell und unkompliziert in die Kiste zu lotsen? Dann schau noch mal rasch beim Plattenhöker deines Vertrauens vorbei und frage nach dem Album „A big hug“ von SLAMWEJAM. Die akustischen Gitarrenballaden des Duos aus Köln sind gut arrangiert, bilden eine wunderbare Schnittmenge aus SIMON & GARFUNKEL und KINGS OF CONVENIENCE und wirken in Verbindung mit zwei, drei Flaschen Dornfelder garantiert beischlaffördernd. Viel Spaß! (6)
http://www.slamwejam.de

SPACE KELLY – „My favorite songbook Vol. 2“ (Label: El Muto, VÖ 12.09.2008)
(bc) Es kommt nicht alle Tage vor, dass wir beim Blueprint-Fanzine Tonträger besprechen, mit denen unsere Eltern wohl mehr anfangen können als wir selber. Bei SPACE KELLY liegt anscheinend einer dieser seltenen Fälle vor: Er covert sich bereits zum zweiten Mal durch 60er Jahre-Songs, von deren Originalen mir maximal ein bis zwei Lieder bekannt sind. Das macht der gute Mann zwar auch ganz anständig und präsentiert ein fluffiges Gebräu aus Pop-Schmachtfetzen, Bossa Nova-Klängen und putzigen BEACH BOYS-Chören, er dürfte mit dem Ergebnis jedoch, wenn man ehrlich, ist keinen Blueprint-Leser hinterm Ofen hervor locken. (2)
http://www.space-kelly.de

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.