Kurz & schmerzlos (Juli – September 2009) – CD-Besprechungen in aller Kürze

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Ich bekam kürzlich Schelte vom Kfz-Zuständigen unserer Firma, als ich bereits Ende September die Reifen wechseln lassen wollte. Warum nicht, wenn der Bordcomputer anzeigt, dass ich eh zur Inspektion muss? Dabei weiß doch jeder, dass die Reifen von O bis O (Oktober bis Ostern) gewechselt werden sollen und uns in Kürze die ersten Rutschpartien bevorstehen. Wäre ich heute nicht reaktionschnell einen Meter vorgefahren, hätte das Auto hinter mir meiner Stoßstange zumindest ein paar Schrammen verpasst. Und das sogar ohne Schnee, dank nassen Laubs. Jaja, ihr merkt schon: Bernd hat mich beauftragt, die aktuelle Einleitung zu den Kurzreviews zu schreiben. Thema: Herbst oder so. Das sollte genügen. Und nun endlich zu den Reviews aus dem zurückliegenden Sommer, die es nicht ganz bis zu den "richtigen" Reviews geschafft haben – aus den verschiedensten Gründen.

3×0 – "Silver” (Label: Daybox Records, VÖ 10.04.2009)
(jg) Das "Es ist einfach Rockmusik"-Zitat von TOCOTRONIC wurde kürzlich auf unserer myspace-Seite wieder entfernt – falls jemand TOCOTRONIC nicht kennen sollte. Bei 3×0 trifft das wie jedoch wie Faust auf Auge zu. Lahmer Rock ohne Elan und Esprit. Dafür aber mit Ausflügen in Richtung Psychedelic und Prog. Frieder fragte mich kürzlich:"Wollt Ihr bei blueprint nicht mal die Rubrik "Angehört & abgekotzt" einführen?" Böse, wer hier einen Zusammenhang sehen sollte. (2)
http://www.myspace.com/3x0band

THE ASSASSINATIONS – "Future blasts from the past" (Label: Hashishin Records, VÖ 01.10.2009)
(bc) Hehe, eine Band, in deren Namen zweimal das Wort "Arsch” vorkommt… Aber lassen wir das! THE ASSASSINATIONS spielen versierten, doch nicht ganz leicht zu verdauenden Rock und orientieren sich dabei scheinbar stark am Stoner- und Garagerock sowie am frühen Proto-Punk-Sound. Auch wenn mir persönlich die Songs auf "Future blasts from the past" zu langatmig sind, merkt man deutlich, wie detailverliebt das ganze Album arrangiert und produziert wurde. Der Tausendsassa Ghazi Barakat (BOY FROM BRAZIL, GOLDEN SHOWERS) bemühte sich hörbar, ein in sich stimmiges Gesamtwerk abzuliefern und keine weitere x-beliebige Lieblosplatte auf den gesättigten Markt zu werfen. Für Freunde von KYUSS oder den STOOGES dürfte "Future blasts from the past" somit ein Leckerbissen mit langer Halbwertzeit sein. (5,5)
http://myspace.com/theassassinations

AUGUST BURNS RED – "Constellations” (Label: Hassle Records, VÖ 21.08.2009)
(jg) Mir ist es ja unverständlich, dass Emo- und Emocore-Kids nicht schecken, dass richtiger Metalcore etwa genauso peinlich ist wie Black Metal und Ledermäntel. Aber AUGUST BURNS RED haben es mit ihrem Double Bass-Geknolze und Gitarrengefrickel immerhin bis auf die Warped Tour und Platz 81 der amerikanischen Charts geschafft. Mensch, Jungs – THRICE haben das doch nur aus Spaß gemacht! Fürchterlich. (2,5)
http://www.myspace.com/augustburnsred

BLINDING ZOE – "Enigmatic trips" (Label: Finest Noise Releases, VÖ 07.09.2009)
(jg) Seit acht Jahren gibt es BLINDING ZOE nun schon, und wenn mich nicht alles täuscht, waren sie auf einem der ersten Finest Noise-Samplern dabei. Gefielen mir damals ganz gut, nur leider sind die drei Karlsruher scheinbar im groovigen Alternative Rock kleben geblieben. Wumms hat das Ganze zwar noch immer, aber bei Songs, die meist langsamer als Midtempo gespielt werden und tiefer gestimmten Instrumenten verwundert das kaum. Unser Metal-Freund Schaab vergab für die letzte EP sieben Sterne, aber den gibt es hier leider nicht mehr. (4)
http://www.myspace.com/blindingzoe

CAR DRIVE ANTHEM – "Time to steal away" (Label: Sums Records, VÖ 29.05.2009)
(bc) Keine Ahnung, weshalb das Debüt-Album von CAR DRIVE ANTHEM uns erst jetzt, gute vier Monate nach dem offiziellen Release-Date, erreicht. Ärgerlich, denn dadurch, dass hier gerade ein riesiger Berg an aktuellen Tonträgern herumliegt, der darauf wartet, veröffentlichungsnah besprochen zu werden, ereilt diesen kleinen Silberling nun leider das Schicksal einer oberflächlichen Kurzbesprechung, obwohl es sich eigentlich gelohnt hätte, tiefgründiger auf ihn einzugehen. Denn der emotionale (Post-)Hardcore der Schweizer Truppe ist wirklich nicht von schlechten Eltern! Vor allem die kraftvollen Gitarrenriffs und der raue Gesang stechen positiv hervor, und wären ein paar mehr gniedelige Melodien drin, dann könnte man vielleicht etwas von einer härteren Variante von HOT WATER MUSIC schreiben. Letztendlich ist "Time to steal away" jedenfalls ein Album, das Lust auf mehr macht, welches aber wie bereits erwähnt leider dem Aktualitätsanspruch der Blueprint-Redaktion zum Opfer fiel. (7)
http://www.myspace.com/cardriveanthem

CLARA MOTORS – "Punkt" (Label: Peacific, VÖ 28.08.2009)
(jg) Es gibt Alben, die ich kaum besprochen und schon vergessen habe. Aber an das Debüt von CLARA MOTORS erinnere ich mich erstaunlicherweise noch sehr gut, auch wenn es von mir nur eine mittlere Bewertung bekam. Gut möglich, dass das unter anderem auch am beiliegenden Nagel lag. Der neuen CD von CLARA MOTORS liegt zwar kein Nagel bei, optisch gefallen sie aber auch diesmal. Und musikalisch auch. Da bleibt alles beim alten: schöner, melodischer Old School Indie mit einem zwar markanten, aber etwas anstrengenden, monotonen Gesang. Aber irgendwie mag ich sie trotzdem. (6,5)
http://www.myspace.com/claramotorsmusik

CONSTRUCDEAD – "Endless echo" (Label: Black Lodge, VÖ 21.08.2009)
(jg) Kürzlich sollte bei "Aktenzeichen xy – ungelöst” das zerstörte Seelenleben einer Teenagerin dargestellt werden, als sie sich nach einer versuchten Vergewaltigung in ihr Zimmer zurückzog und eine Metal-CD in voller Lautstärke hörte. Ich glaube, da lief so was wie CONSTRUCDEAD. Schwedischer Death/ Thrash Metal für Fans von THE HAUNTED, MACHINE HEAD, Gitarrensoli und Doublebass ohne Ende. Glücklicherweise wollte mich niemand vergewaltigen, und auch ansonsten geht es meiner Psyche verhältnismäßig gut. Wer möchte den Aufnäher haben? (3)
http://www.myspace.com/construcdead

DEAD SWANS – "Sleepwalkers" (Label: Bridge 9, VÖ 11.08.2009)
(bc) Schon als ich die DEAD SWANS letztens auf ihrer gemeinsamen Tour mit THIS IS HELL und THE BLACKOUT ARGUMENT gesehen habe, wollte der Funke bei mir nicht so recht überspringen. Denn im direkten Vergleich zu den beiden anderen Bands des Abends fielen die Briten qualitativ einfach ab, erschienen ihre brachialen und zugleich depressiv angehauchten Hardcore-Songs zu gleichförmig, zu uninspiriert und irgendwie nicht catchy genug. Auf "Sleepwalkers" bestätigt sich mein damaliger Eindruck leider erneut: DEAD SWANS können einfach nicht die Stimmung aufbauen, die es braucht, um das Album zu einem richtigen Brenner werden zu lassen – trotz superfetter Produktion und einem Sänger, der den Anforderungen eines modernen Hardcore-Shouters prinzipiell mehr als gerecht wird. Schade eigentlich. (5,5)
http://www.myspace.com/thedeadswans

DEFY THE LAWS OF TRADITION – "Till death us part" (Eigenvertrieb, out now)
(bc) Diese Band hat sich zwar offensichtlich nach einem PRIMUS-Song benannt, spielt aber auf "Till death us part” lupenreinen Metalcore. Ist leider nicht so mein Fachgebiet (mein Metalcore-Horizont endet bereits kurz hinter CALIBAN und HEAVEN SHALL BURN…), daher kann ich an dieser Stelle auch nicht mit irgendwelchen Vergleichsreferenzen jonglieren. Was ich jedoch sagen kann ist, dass die Band ihren Job ausgesprochen gut macht. Musikalisch auf einem konstant hohen Niveau singen und shouten sich die Nürnberger durch ihr Debütalbum und versprühen neben der notwendigen Härte auch noch die ein oder andere einprägsame Melodie. Also, Freunde der härteren Gangart: Reinhören! (6)
http://www.myspace.com/defytheweb

FINDUS – "Sansibar" (Label: Delikatess Tonträger, VÖ 25.09.2009)
(jg) Neues Label, erstes Signing. Zwischen Indie und Punk, Heimat und Aufbruch. FINDUS sind jung, kommen aus Ostholstein und wollen weg. Davon handelt ihre Musik, die irgendwo zwischen DIE STERNE und SUPERPUNK pendelt und musikalisch auch nicht vor aktuellen Trends aus Großbritannien zurückschreckt. Könnte was werden. (6,5)
http://www.myspace.com/findusmusik

GALAXY SAFARI – "Star of the masquerade" (Label: Granat Records, VÖ 07.09.2009)
(jg) Der Bandname klingt zwar nach Psychedelic, in Wahrheit machen diese Schweden aber fett produzierten Heavy Rock im Stile von SPIRITUAL BEGGARS, und das Info liegt auch nicht ganz falsch, wenn es AUDIOSLAVE und die FOO FIGHTERS als Vergleich heranzieht. Auch wenn ich diese Musik schon seit Jahren nicht mehr höre, kann ich nicht abstreiten, dass sie "rockt". (5)
http://www.myspace.com/gotogalaxysafari

HEALTH – "Get color" (Label: City Slang, VÖ 18.09.2009)
(jg) Gut möglich, dass HEALTH momentan sehr gehypt werden. Ich glaube es auch auf der Stelle, dass auf dem South by Southwest in Austin ihr Gig überrannt wurde, ebenso wie mehr als eine Million Klicks auf ihrer myspace-Seite natürlich auch beachtlich sind. Das ändert aber nichts daran, dass ich ihre Musik keineswegs für innovativ, sondern lediglich für eine kranke Mischung (nein, ich lasse mich an dieser Stelle zu keinem Bandnamen-Kalauer hinreißen) aus hypnotischem Getrommel, obskuren Synthie-Sounds, einem verstörenden Bass und einem versöhnlichem Gesang halte. Bei eher dürftigem Songwriting. Nicht mehr und nicht weniger. Aber das reicht heutzutage mit einer gut inszenierten Präsenz ja schon für die nötige Aufmerksamkeit aus. (2,5)
http://www.myspace.com/healthmusic

HEMLOCK SMITH – "Keep the devil out of Hillsboro" (Label: Phénix Records, VÖ 07.09.2009)
(jg) Die neue LAMBCHOP? Anscheinend gibt es in der Schweiz noch eine ähnliche Stimme wie die von Kurt Wagner. Abwechslungsreiche Musik, klasse arrangiert, hier hat sich jemand Zeit genommen für Songwriting und Produktion! Und als LAMCHOP-Kopie geht Herr Smith ganz sicher auch nicht durch, dafür sind die Songs viel zu bunt, stellenweise gar wahnsinnig und hin und wieder auch an dEUS und TOM WAITS erinnernd.(6,5)
http://www.myspace.com/hemlocksmithsirarnestreasure

HOTEL CALIFORNIA / MR BROWN – "The new sound of Folk" / "Phoenix sessions" (Label: Ocean Records, VÖ 03.07.2009)
(jg) Im Grunde zwei Bands und zwei komplette Alben, die als Doppel-CD erscheinen. HOTEL CALIFORNIA haben zwar nix mit den EAGLES zu tun, aber die Musik der beiden Isländer klingt mir trotzdem etwas zu fröhlich nach Retro-Indie-Folk. Ebenso die Hamburger MR BROWN , die ihr letztes Album immerhin von Ronald Bood (MANDO DIAO, SHOUT OUT LOUDS, …) produzieren ließen. Aber eine gewisse Retro-Schiene scheint derzeit ja wieder ganz hipp. (5,5)
http://www.myspace.com/hotelcaliforniahome
http://www.myspace.com/mrbrownhome

JOHNBOY – "Angelfire" (Label: Antstreet Records, VÖ 21.08.2009)
(bc) Wie bereits auf dem Vorgänger "Tigers, dragons and tanks II" spielen JOHNBOY schweißtreibenden Rock´n´Roll, der mich zwar nicht wirklich vom Hocker haut, aber immerhin gepflegt die Gehörgänge durchpustet. Anders noch als beim vorherigen Album fallen mir auf "Angelfire" diesmal allerdings ein paar Songs auf, die ein wenig aus dem Gesamtwerk herausstechen: "Wrong side out" verfügt etwa über eine überraschend funkige Gitarre, und "The theme" entpuppt sich als Ballade mit Piano, Flöte (!) und einer Gastsängerin. Abgesehen davon halten es die Saarländer aber eher mit Erich Marie Remarque: Im Westen nichts Neues. (5)
http://www.myspace.com/johnboyrock

K.C.McKANZIE – "Dryland" (Label: T3 Records, VÖ 18.09.2009)
(jg) K.C. McKanzie kommt aus Berlin, ist 26 Jahre alt und Singer/Songwriterin. Dies gibt zwar die Fakten wieder, nicht jedoch die Musik und Darstellung, die wie aus einer vergangenen Zeit entrückt scheinen. Zusammen mit ihrem musikalischen Partner Budi performen die beiden teils melancholische, teil fröhlich beschwingte Songs zwischen Tragik und Frohsinn, Americana und Folk, Romantik und Intensität. Ungewöhnlich und eigensinnig. (6,5)
http://www.myspace.com/kcmckanzie

LIKEARTNOISE – Love to take the wrong turn (Label: Beeah-Music, VÖ: 21.08.2009)
(ob) Wenn das Leben eine U-Bahn wäre, dann würde nicht nur die Liebe ständig Umwege fahren, zumindest nicht in der Welt von LIKEARTNOISE, die fragil und düster ist und oftmals negativ wirkt. Stimmlich klingt es nach INTERPOL oder WHITE LIES, musikalisch weniger poppig, krachiger und nach weniger Kompromissen. Durchaus ein gutes Debütalbum mit viel Potenzial. (7)
http://www.myspace.com/likeartnoise

LINKWORK – "Locked" (Label: This World?… On Fire!!, VÖ 28.08.2009)
(jg) Was ist denn los in diesem Quartal? Schon wieder Metal? Na gut, LINKWORK aus Velbert machen weder Metalcore, noch Death Metal, aber neben dem Fundament aus Alternative Rock, mit leichten Einflüssen von INCUBUS und DREDG in den besseren Momenten, schimmert hier unterschwellig immer wieder etwas Melodic Metal (was den viel zu präsenten Gesang angeht) und Heavy Metal, was die Drums und Gitarren betrifft, durch. Schön ist das nicht. (4)
http://www.myspace.com/linkworkmusic

MARK LOTTERMAN – "Better things to do” (Label: Tocado Records, VÖ 28.03.2009)
(jg) Ja, der Mark Lotterman ist wohl das, was man einen Outlaw nennt. Allenfalls fühlt er sich wie einer und singt in ziemlich plakativer Sprache von Katerstimmung, Midlife-Crisis und Fürzen. Musikalisch deckt der Holländer die gesamte Bandbreite von Rockabilly über Balladen, Rock und Blues ab – das liest sich zwar schlimm, klingt aber dank seiner extrem tiefen, versoffenen Stimme sehr authentisch. Da möchte man sich in seinen dunkelsten Momenten gern zu ihn an die Bar gesellen und sich gemeinsam volllaufen lassen. Leider ist nicht jeder Song ein Hit. (6)
http://www.myspace.com/marklotterman

MEADOW SAFFRON – "Leaving the black square" (Label: Finest Noise Releases, VÖ 03.08.2009)
(jg) Mit der Einordnung zwischen ruhigem Postrock und komplexem Postcore liegen die vier Siegener gar nicht mal so falsch, auch wenn von den genannten Referenzbands nur MOGWAI und DREDG ungefähr zutreffen. Und auch das Songwriting weiß zu gefallen. Einzig der Gesang, der die Musik immer wieder in die Alternative Rock-Richtung drängt, ist zumindest gewöhnungsbedürftig. (6,5)
http://www.myspace.com/meadowsaffronband

MEANSTREAK – "Metal slave" (Label: Black Lodge, VÖ 25.09.2009)
(jg) Oh, bei Starkult Promotion gibt’s eine neue Azubine. Oder wieso bemustert man uns plötzlich wieder mit Schwedens Neuauflage des New Way of British Heavy Metal? Gut produziert zwar, aber wer mit seiner Metal-Kutte nicht mehr fest in den Achtzigern zwischen Bands wie IRON MAIDEN und JUDAS PRIEST klebt, dürfte hierbei Probleme haben. (2)
http://www.myspace.com/meanstreaksweden

MEMPHIS MAY FIRE – "Sleepwalking" (Label: Trustkill, VÖ 21.8.2009)
(bc) Nanu, emotionaler Hardcore mit Southern-Rock-Touch? Zugegeben, es klingt zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, was MEMPHIS MAY FIRE aus Texas hier abliefern, aber es funktioniert doch erstaunlich gut. Mit gekonnten Breakdowns und Tempiwechseln, aggressiver Gitarrenarbeit und einem fähigen Sänger/Shouter hat sich das Quintett mittlerweile bis weit über die Grenzen ihres Bundesstaates hinaus einen guten Ruf erspielt und bläst nun auch zum Angriff auf Europa. Eine interessante Neuentdeckung, die man unbedingt im Auge behalten sollte. (6,5)
http://www.myspace.com/memphismayfire

MILK – "Who was Mr. Feldman" (Label: Pate Records, VÖ 03.08.2009)
(jg) Okay, wer auf Anspruch steht und neben RADIOHEAD und PINK FLOYD auch die ein oder andere Funk- und Jazz-Platte in seinem Regal stehen hat, ansonsten aber auch dem Postpunk nicht ganz abgeneigt ist, dürfte sich von MILK eigentlich angesprochen fühlen. Im Grunde also auch ich. Warum ich aber trotzdem arge Probleme mit der Musik der drei Österreicher habe, ist die Tatsache, dass hier einfach zu viel passiert. Ein homogener Gesamteindruck entsteht dabei jedenfalls nicht, wobei mir einzelne Stellen gut bis sehr gut gefallen. Aber strafft das Songwriting doch bitte etwas! Und lasst den Funk raus! (6)
http://www.myspace.com/milkplusmusic

MOFA – "Punk Rock fuck off" (Label: Hamburg Records, VÖ 25.09.2009)
(bc) Liegt es vielleicht an der Affinität der Kölner zum Karneval, oder weshalb posen die Jungs von MOFA auf dem Bandfoto in viel zu knapp bemessenen Retro-Tennisspieler-Outfits? Wie auch immer, wir haben es hier mit der Nachfolgeband der Rheinländer Lokalhelden SE SICHELZECKEN zu tun und zu hören gibt es deutschsprachigen Punkrock mit fetter Indie-Kante. Erinnert, je nachdem welchen Song von "Punk Rock fuck off" man gerade hört, an DIE ÄRZTE, SCHROTTGRENZE, ULTRAFAIR oder MONTREAL, wobei sie Letztere übrigens derzeit auf deren Deutschland-Tour supporten dürfen. Der ganz große Wurf ist es noch nicht, aber dieses Album macht auf jeden Fall Spaß und ich bin gespannt wie sich MOFA in Zukunft entwickeln werden. (6,5)
http://www.myspace.com/mofamusic

MOJO JAZZ MOB – "Westfalenwalze" (Label: Black Desert Inn, VÖ 03.08.2009)
(jg) Bandname und Albumtitel sollen anscheinend nur verwirren. Die Band macht weder Elektro, noch Jazz, noch Hardcore und schon gar keinen Deutschpunk. Ich würde eher sagen, ’ne Mischung aus Metal, Stoner Rock und Psychedelic, irgendwo zwischen CORROSION OF CONFORMITY, SPIRITUAL BEGGARS und BALCK LABEL SOCIETY einzuordnen. Nicht meine Baustelle. (3)
http://www.myspace.com/mojojazzmob

MOUTH – "Rhizome" (Label: Blunoise, VÖ 21.08.2009)
(bc) Eine große Portion 70er-Progressive-Rock, dazu etwas Psychedelic und eine fette Schippe Noise – fertig ist das Menü von MOUTH! Hier paaren sich die Ergüsse der letzten 30 Jahre Rockgeschichte, und hier ist so ziemlich alles erlaubt. Selbst vor Falsett-Gesang wird nicht Halt gemacht. Kaum zu glauben, dass "Rhizome" das erste Album der Kölner sein soll, denn so ausgefeilt wie die Arrangements erscheinen und so authentisch wie der Sound klingt, könnte man meinen, man hätte es mit richtig alten Hasen zu tun. Fans von THE CREAM oder den SPARKS könnten hieran ihre helle Freude haben. (5)
http://www.myspace.com/mouthsound

THE NEW MEMBERS – "The day i will start a revolution" (Label: Eigenregie, VÖ out now)
(jg) Auch wenn man nicht sofort drauf kommt: THE NEW MEMBERS klingen nach den Achtigern. Aber so was von. Und zwar nach den verschiedensten Bands: etwas Rockpop der DIRE STRAITS und von PETER GABRIEL, ein bisschen DEPECHE MODE und TALK TALK, diverse Synthie- und Industrial-Sounds und fertig ist das selbst und perfekt glatt produzierte Debüt der Offenbacher. Nur leider gefällt mir das alles gar nicht und da mag ich der Band auch kein Glück bei den ambitionierten Zukunftsplänen wünschen. Sorry. (2)
http://www.myspace.de/thenewmembers

PARDON MS. ARDEN – "This ain´t Indie (this is a revenge) / Lemon tea” (Label: Flowerstreet Records, VÖ 02.10.2009)
(bc) Mmmmhhhh…. Wenn eine CD-Single mit drei Liedern großspurig als "Doppel A-Single" angekündigt wird, heißt das dann automatisch, dass es sich bei dem dritten Song um einen Lückenfüller handelt? Wie auch immer, alleine das gewählte Single-Format zeigt, dass man mit PARDON MS. ARDEN ehrgeizige Pläne hat und die Band schnellstmöglich in die hiesigen Indie-Charts hieven möchte. Und so klingt das Ergebnis dann auch: Britpoppiger Indie-Sound, ebenso tanzbar wie handzahm. Tut keinem weh, rutscht aber auch irgendwie durch, ohne besondere Akzente setzen zu können. (5)
http://www.myspace.com/pardonmsarden

POLITE SLEEPER – "Lake effect” (Label: Expect Candy, VÖ 04.09.2009)
(jg) Dass die Wurzeln im Post-HC liegen, genauer gesagt bei YELLOW PRESS, mag man beim Hören von POLITE SLEEPERs neuem Album gar nicht glauben. Aber um "Folk mess”, eine Selbsteinschätzung der Band, handelt es sich bei dem Nachfolger zu dem doch recht folkigen Debüt "Seens" ganz sicher nicht. "Lake effect" ist ruhig, verträumt, melodisch und entfaltet seine ganze Schönheit erst, wenn man sich die Zeit nimmt, sich auf die Band einzulassen. Könnte auch aus der Kinsella-Sippschaft stammen. (7)
http://www.myspace.com/politesleeper

SCUZZ – "Scenery of life" (Label: Glorious Homeless Records, VÖ 21.08.2009)
(bc) Vermisst du NIRVANA? Falls dies der Fall sein sollte, dann findest du in SCUZZ zwar keinen ebenbürtigen, aber zumindest einen authentisch klingenden Nachfolger. So richtig schöner Früh-90er-Grunge mit kräftig verzerrten Gitarren und cobaineskem Gesang. Ach ja, bei Interesse hätte ich übrigens auch noch ein Holzfällerhemd abzugeben… (4,5)
http://www.myspace.com/scuzzband

SOUL CONTROL – "Cycles” (Label: Bridge 9, VÖ 25.09.2009)
(jg) SOUL CONTROL. Also, wenn mal ein Bandname unzutreffend gewählt wurde, dann dieser! Auch wenn Melodien bei den vier Hardcore-Recken aus Rhode Island nicht zu kurz kommen – im Vordergrund steht hier doch ganz klar ein Brett aus AmRep-Noise-Rock und Old School Hardcore. Wobei diese leichte Melodie-Beigabe SOUL CONTROL am Ende auszeichnet und eben doch ein wenig besser dastehen lässt. Gut abgeschmeckt würde ich sagen! (6,5)
http://www.myspace.com/soulcontrolhc

THE STATIC AGE – "I/O” (Label: Flix Records, VÖ 25.08.2009)
(jg) Ich weiß. Manche Emo-Kapelle ist dem 80er Synthie-Pop näher als irgendwelchen Hardcore-Bands. Und so findet man auch auf dem neuen Album von THE STATIC AGE zwar durchaus schöne Momente, aber gerade wenn man die musikalische Vergangenheit der Band nicht weiter kennt, hätte ich sie niemals der Post-Punk / Indie-Ecke zugeordnet. Denn das neue Album ist zu drei Vierteln reiner Eighties Pop mit einer retroesken Produktion, die dieses Vorhaben leider sogar noch unterstreicht. (3,5)
http://www.myspace.com/thestaticage

STEEPLE REMOVE – "Electric suite” (Label: 3rd Side Records, VÖ 25.09.2009)
(jg) Ich hatte kürzlich ein Album von den STONE ROSES hervorgekramt und konnte mich nicht so recht entscheiden, ob ich es behalte oder auf dem nächstem Schanzenflohmarkt feilbieten soll. Zu viel Gitarrengedudel und Psychedelic, aber andererseits auch eine vereinnahmende Atmosphäre. Warum ich das jetzt erzähle? Weil STEEPLE REMOVE wie die STONE ROSES ohne ewiges Gitarrengeklimpere klingen. Und ein wenig wie JOY DIVISION und PULP plus Electropop. Für Revolver Club Gänger sicherlich zu empfehlen. (6)
http://www.myspace.com/steepleremove

STRAIGHT FRANK – "And we walked by with a bag full of money" (Label: Bodog Music)
(bc) Dieses Gespann aus Stockholm und Berlin lässt mich ehrlich gesagt etwas ratlos vor der Stereoanlage sitzen. Denn irgendwie kann ich STRAIGHT FRANK mit ihren Rocksongs im unteren Drehzahlbereich und dem zugegebenermaßen charismatischen, aber für meinen Geschmack einfach nur nervigen Gesang so überhaupt nichts abgewinnen. Zuviel Gejaule, zu wenig Punch – so wird das leider nichts mit uns beiden, Frankie! (2)
http://www.myspace.com/straightfrank

SYLVAN – "Force of gravity" (Label: Sylvan Music, VÖ 25.09.2009)
(jg) Auch wenn ich nicht prinzipiell etwas gegen Pathos in der Musik einzuwenden habe – SYLVAN übertreiben es einfach gnadenlos. Musikalisch wechselt man zwischen Progressive Rock, NuMetal ("Follow me"), Melodic Rock, allzu gefühlvollen Balladen und Rockoper (das fast 15minütige "Vapour trail"). Dabei ist man sich seines eigenen Könnens absolut sicher und spricht im Bandinfo vom "bisher spektakulärsten Studioalbum", "hoher musikalischer Qualität" und "konsequenter musikalischer Weiterentwicklung". Solche Leute findet man auch ständig in Musik-Shops beim Antesten der ausgestellten Instrumente. Gruselig. (1)
http://www.myspace.com/sylvanhome

TELEVISION KNOCKOUT – "Thrills from the tube" (Label: ANR Music, VÖ 19.06.2009)
(bc) Berlin beweist sich wieder einmal als niemals versiegende Quelle neuer Punkbands: TELEVISION KNOCKOUT gibt es erst seit Beginn des letzten Jahres, orientieren ihren Sound aber eher am 77er-Punkrock und bauen zudem noch einige Garagen- und New Wave-Einflüsse in ihre Musik ein. Im Stil von Bands wie THE BRIEFS oder ihren Berliner Kollegen THE SHOCKS (deren Sänger Smail übrigens dieses Album in seinem Studio aufgenommen hat) enthält "Thrills from the tube" 9 Songs, die nur selten die magische Dreiminutenmarke überschreiten und den Hörer zur munteren Pogo-Party einladen. Kommt übrigens im giftgrünen Digipak für schmales Geld. (6)
http://www.myspace.com/televisionknockout

TESTSIEGER – "Laguna fantasia" (Label: Freunde der analogen Revolution, VÖ 11.09.2009)
(bc) "NDW trifft Elektro-Punk trifft New Rave" schoss es mir spontan durch den Kopf, als ich zum ersten Mal in das Album von TESTSIEGER reingehört habe. Und in der Tat, die Norddeutschen könnte man wohl irgendwo zwischen DEUTSCH AMERIKANISCHE FREUNDSCHAFT, SPILLSBURY, MIT und DEICHKIND ansiedeln. Das eigentlich nur aus zwei Leuten bestehende Bandprojekt heizt der tanzwütigen Meute mit Schlagzeug, Keyboards und sonstigem Elektro-Gedöns ordentlich ein und haut dazu Texte raus, die mich das ein oder andere Mal breit schmunzeln ließen. Zum Sieg in unserem kleinen "Kurz & schmerzlos"-Plattentest reicht es zwar nicht ganz, aber ein heißer Tipp für die Audiolith-Fraktion ist "Laguna fantasia" allemal. (6)
http://www.myspace.com/testsieger

VELVET SCORE – "Scarecrows" (Label: Black Candy Records, VÖ Februar 2007(!))
(bc) Wer einmal aus dem Italien-Urlaub Postkarten an die Liebsten daheim versendet hat, der wird sicherlich seine Probleme damit haben, dem italienischen Briefbeförderungswesen vorurteilsfrei gegenüberzutreten. Aber liegt es tatsächlich an schludrigen Postbediensteten, dass uns das bereits im Februar 2007 erschienene Album der in der schönen Toskana ansässigen VELVET SCORE erst jetzt erreicht? Wohl kaum. Aber weshalb schickt uns jemand ein über zweieinhalb Jahre altes Album zum Besprechen? Noch dazu eines, welches qualitativ in der absoluten Mittelmäßigkeit versinkt? Ruhige, pianounterstützte Indie-Rock-Passagen und kleinere Post-Rock-Ausbrüche geben sich hier die Klinke in die Hand und sind dabei so spannend wie ein Nudelgericht, dass man bereits am dritten Tag in Folge in der Mikrowelle aufwärmt. (3)
http://www.myspace.com/velvetscore

VOICST – "A tale of two devils" (Label: Goodbusy Records, VÖ 18.09.2009)
(jg) Zusammen mit POLITE SLEEPER meine Lieblingsplatte aus den quartalsweisen Kurzreviews, da es VOICST gelingt, die sommerliche Leichtigkeit mit fröhlichen Songs in den Herbst zu retten. Zwar kommen hier auch Banjos, Trompete und Co zum Einsatz, aber mit (Anti-)Folk haben die drei Holländer trotzdem nichts am Hut. Musikalisch erinnern sie eher an die SUBWAYS oder noch viel mehr an SUPERGRASS. Übrigens haben sie ihr Debüt bei Peter Katis (INTERPOL, …) aufgenommen, und wo man schon mal gerade in New York ist auch gleich Gastmusiker von GOGOL BORDELLO, BEYONCÉ, SIMON & GARFUNKEL und LOUIS XIV zum Instrument greifen lassen. Was für eine Mischung. (7)
http://www.myspace.com/voicst

WAINES – "Stu" (Label: 800A Records, VÖ 03.08.2009)
(jg) Hihi, viele bunte Tiere im Artwork von WAINES. Die machen bestimmt ulkige Musik. Leider nein. Drei Italiener, die den guten alten Sleaze Rock offenbar mit der Muttermilch aufgesogen haben. Hat was von den STOOGES, LOUIS XIV, BLACK CROWES und stellenweise sogar MÖTLEY CRÜE – und damit’s in der alternativen Disco auch gut ankommt, immer schön mit eingängigen Melodien versehen. Mich kickt das nicht. (5)
http://www.myspace.com/3waines