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KRISTOFER ÅSTRÖM – Hard times

Es wäre leicht, ein weiteres, solides KRISTOFER ÅSTRÖM-Album anzupreisen. Der mittlerweile 46jährige schwedische Singersongwriter spielt mit seiner Band HIDDEN TRUCK immer noch sehr gut gemachten schwermütigen Americana. Am 06. November 2020 erscheint „Hard times“ auf Startracks, die LP wird es auch als Limited Edition mit Bonus-Vinyl geben. Nicht weniger als zehn Studioalben hat er seit 1998 veröffentlicht, dazu ein paar EPs. Klar, es gibt noch bemerkenswerte Vorgängerbands und Nebenprojekte wie FIRESIDE und EASY OCTOBER zu benennen. Und dass KRISTOFER ÅSTRÖM nach einer Akustikzeit grundsätzlich wieder mit Band unterwegs ist, ist zwar erfreulich, bringt aber auch nicht wirklich etwas Neues.

Immerhin, „Hard Times“ reiht sich nahtlos ein in die drei ersten großartigen Alben „Go, Went, Gone“ (1998), „Leaving Songs“ (2001) und „Northern Blues“ (ebenfalls 2001), das ist ja schon mal eine relevante Information. Das Songwriting ist in der welt(klima)politischen Gegenwart befremdlich. Immer noch handeln die Texte ÅSTRÖMS von Sehnsüchten, Liebe und Verzweiflung. Im vierten Song des Albums („Another love“), zusammen mit Nina Persson (THE CARDIGANS), werden „wasted tears“, „fears“ und „heartbeats drumming“ besungen, es wird geklagt „the sun won’t shine“, denn „there’s another love for you“. Ähem. In die Betrachtung sollte einbezogen werden, dass das Album im Studio in den Wäldern in Värmland entstanden ist. „Being there we were completely isolated from every day life with no internet or cellular connection. We were able to totally concentrate on the recordings and the songs.“ (KRISTOFER ÅSTRÖM lt. Bandinfo von Backseat-PR). Vielleicht gibt es in Schweden aber auch keinen Friedrich Merz oder Andreas Scheuer, übrigens auch Jahrgang 1974, über die man sich aufregen könnte. Und so vieles mehr. Andererseits deutet das vertrackte und psychedelische letzte Stück des Albums („Night owl“) aber auch eine Schwermut an, die man sich gar nicht in einer politischen Dimension vorstellen möchte, sie könnte eine große Destruktion entfalten. Da lassen wir den Schweden doch lieber Lieder über Liebe singen, oder?

Also, was kann man den BLUEPRINT-Leser*innen ans Herz legen? Es ist wohl vor allem für diejenigen zu schreiben, die seine Musik noch nicht kennen und Lust auf Neues haben. Gegebenenfalls habt ihr auch ganz andere musikalische Interessen, wunderbar. Also, Achtung, hier kommt ein schiefer Vergleich, er beruht aber im Ansatz auf einer wahren Gegebenheit:
Mehr als 20 Jahre lang suchte Caterine vergeblich am Ostseestrand nach Donnerkeilen. „20 Jahre suche ich nun schon“, resümierte sie etwas melancholisch – und just in diesem Moment lag er vor ihr, einfach so, zwischen Steinen und Algen: ihr erster Donnerkeil. Das fossile Rostrum eines Belemniten. Magic, aber wahr.
Mehr als 20 Jahre lang erschafft KRISTOFER ÅSTRÖM bereits seine Perlen. Und so wie Caterine ihren Donnerkeil, könnt ihr vielleicht zum allerersten Mal diese Perlen finden. Seid ihr Suchende? Dicke Empfehlung, versucht es mal. Ihr Glücklichen.

P.S.: Ein besonderes Schmankerl finden wir auf YouTube: Der beneidenswerte Kölner Oliver Minck (WOLKE, DIE SONNE) covert live „Time after time“ mit der fantastischen MARIA TAYLOR und KRISTOFER ÅSTRÖM: https://youtu.be/RMd6DH-Px2g

Links:
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Jo Rößmann

Weiß nichts, kann aber alles erklären.