Acht Songs mit einer Spielzeit von mehr als einer Stunde – das könnte Post-Rock, ein Live-Album von MOTORPSYCHO oder „Klangästhetik“ bedeuten. Mit letzterem Begriff versucht das Info zu umschreiben, was KNUT BJØNAR ASPHOL mit seinem Album „Mnemonic“ bezwecken möchte. Seine Wurzeln hat der Norweger im Jazz, und dass es sich zweifelsohne um einen talentierten Musiker mit guten Ideen handelt, belegt schon seine Doktorarbeit zum Thema „Klangverzerrung“, aus der ein neues Studienfach hervorging.
Wenn sich Musiker aus ihrem üblichen Schema befreien, ist das zunächst einmal begrüßenswert, und wenn man aus dem Jazzgenre zu neuen Ufern aufbricht, kann das durchaus zu spannenden Ergebnissen führen. Dies ist das Konzept des Überjazz-Festivals in Hamburg, und zuletzt konnte das WESSELTOFT SCHWARZ DUO nicht nur in Elektro- und Jazzmagazinen mehr als wohlwollende Kritiken einheimsen.
Asphols Ziel ist es, mit „Mnemonic“ ein Ambient-Jazz-Album zu schustern, das zum Träumen verleitet, sicherlich auch zum Meditieren geeignet ist und eine Menge Mystik versprüht. Hätte ich das nur vorher gewusst, bin ich doch der erste, der bei den Wörtern Esoterik und Spiritualität Reißaus nimmt. Tatsächlich wirkt dieses Album auf mich wie eine CD vom Grabbeltisch eines Restposten-Discounters, Titel „Entspannungsmusik für Körper und Seele, Vol. 19“. Dass KNUT BJØNAR ASPHOL außerdem ein Faible für Solo-Gitarristen wie YNGWIE MALMSTEEN hat, macht die Sache für mich noch unangenehmer. Als würde man ein Postkartenbuch mit küchenphilosophischen Lebensweisheiten vertonen und mit Peter Burschs Gitarrenbuch für Fortgeschrittene kombinieren. In den guten Momenten („Atmosphere“) werden bei mir Erinnerungen an MASSIVE ATTACK geweckt, meistens aber ist dieses Album für mich unerträglich. Wer jedoch gerade einen Yoga-Kurs beginnt, am besten gleichzeitig anfängt, E-Gitarre zu spielen und in Plattenläden gerne auch im Fach „Weltmusik“ herumstöbert, könnte hier fündig werden.