KLEZ.E – Flimmern

Ach, ist das schön. Schon wieder eine traumhafte Veröffentlichung aus dem Hause Loob, nachdem mich schon das neue DELBO-Album „Havarien“ vor einigen Monaten in höchste Verzückung versetzt hatte. KLEZ.E die zweite. Verglichen mit ihren Labelkollegen sind sie die extrovertiertere Band, ihre Musik, bei aller Intimität, die auch sie zu erzeugen vermögen, sehr viel weiter nach außen gekehrt. Schon das Debüt-Album „Leben daneben“ wartete mit großem Ideenreichtum und intelligenten Indie-Pop und -Rocksongs auf. Die hier auf dem Zweitwerk jedoch noch weitaus reifer klingen als seinerzeit.
Fast jedes der zehn Stücke ist ein Hit, der schon beim ersten Hören einen tiefen Eindruck hinterlässt, der berührt und auch beim zehnten Mal noch Neues entdecken lässt. Denn bei aller Eingängigkeit ihrer Melodien erhalten sie sich stets die markanten Ecken und Kanten, an denen man sich reiben kann. Das seltsame Phänomen, dass man deutschsprachige Musik meist entweder wegen oder trotz der deutschen Sprache mag, ist hier völlig außer Kraft gesetzt. Denn der Umgang mit unserer Sprache ist hier so selbstverständlich, so unverkrampft, wie man es sich immer schon wünschte. Musikalisch ist „Flimmern“ sehr viel konzentrierter als der Vorgänger, die Ideen weiter und deutlicher ausformuliert. Das fängt beim schimmernd schönen „Strandlied“ an, zieht sich über die herrliche Single „Werberfläche Mond“, über herzzerreißende Stücke wie „Tag im Fall“, bis zum Ende von „Surfen im Wahnsinn“. Immer wieder streuen sie geschickt auch elektronische Elemente in ihre Musik ein, ganz dezent nur, nie übertrieben, nie aufgesetzt oder draufgeklatscht. Hab ich noch etwas vergessen? Vielleicht, dass Tobias Siebert, der dieses Album zum Teil auch mit produziert hat, ein ausgesprochen guter Sänger ist. „…Du sagst, du fühlst nichts, und ich glaube dir das nicht…“ nur einer von vielen wunderschönen Sätzen auf dieser Platte.
Und wer noch einen Kaufanreiz braucht, dem sei noch gesagt, dass „Flimmern“ in ein einzigartiges Pop-Up-Digipack verpackt ist und ebenso schön aussieht, wie es sich anhört. Diese Band ist riesig groß. Mein Album des Monats. Danke.