In Berlin ist KITTY SOLARIS bereits bekannt durch ihr Label Solaris Empire und die LoFi Lounge, die sie 14tägig im Schokoladen Mitte veranstaltet. Vor allem kennt man sie aber als ernstzunehmende Singer/Songwriterin. Nach den ersten beiden Alben „Future air hostess“ (2006) und „My home is my disco“ (2009) haben sich ihre Ambitionen, als eigenständige Musikerin wahrgenommen zu werden, jetzt erfüllt. Die Resonanz in der Presse ist groß, an Lob wird nicht gespart. Mit „Golden future Paris“ hat SOLARIS ihren eigenen Stil gefunden und die in früheren Alben etwas hölzerne Gewolltheit gut klingenden Indie-Pops abgelegt. Klar strukturierter Pop mischt sich mit Elementen aus Folk und Indierock, Einsprengseln aus HipHop und französischem Chanson und vielem mehr.
Dass dieses Album gegenüber den Vorgängern an Tiefe und Vielseitigkeit zugenommen hat, liegt auch an der Mitarbeit des Komponisten und Pianisten Nikola Jeremic (SARSAPARILLA), der das Album auch abgemischt hat. Gitarre (Kitty Solaris) und Schlagzeug (Steffen Schlosser/ PAST AND FUTURE) werden von einem elektronischen Klangteppich aus subtilen Keys und Beats begleitet und getragen. Dass ihre Stücke zuhause in der Küche entstanden sein sollen, ist hier nicht zu hören. Die einzelnen Elemente ergeben ein aufeinander abgestimmtes Ganzes, das an Dichte und Variabilität nichts zu wünschen übrig lässt.
Die Texte scheinen wie selbstverständlich in die Stücke einzufließen. Ungezwungen und leicht besingt SOLARIS mit sanfter Stimme die kleineren und größeren An- und Unannehmlichkeiten des Alltags und die Aufs und Abs von nicht ganz glatten Beziehungen. Durch ihre einfache Direktheit verknüpft sie Biografisches mit allgemein Gültigem. Ihre Texte sind sehr persönlich, wirken aber nicht so, sondern lassen sich übergangslos auf eigene Erlebnisse beziehen. Angenehm, aber nicht gefällig bringt sie in Stücken wie dem Titelsong oder „Such a shame“ Kurzweil mit Melancholie zusammen, niemals aber Schwermut. Das Schönste daran ist, dass jedes Stück musikalisch für sich steht. KITTY SOLARIS ist mit „Golden future Paris“ ein eindrucksvolles Album gelungen – eindrucksvoll, aber nicht perfekt, und darum menschlich, darum so sympathisch und immer wieder hörbar.
Damit zeigt sie, man muss nicht aggressiv sein, um sich auf dem überbordenden Musikmarkt zu behaupten. Nicht einmal in Berlin, wo die Faruen eher dann bekannt werden, wenn sie sich laut und exzentrisch geben, wie MONOTEKKTONI oder PEACHES. Vieles ist von KITTY SOLARIS zu lernen. Ein bisschen ist es bei ihr wie mit Gandhi, der sich mit sanfter Revolte in der Geschichte verewigte. „Quiet is the new loud“ haben auch KINGS OF CONVENIENCE 2001 mit ihrem Debüt konstatiert und damit einer neuen musikalischen Strömung ein Motto gegeben.
KITTY SOLARIS ist am Ball geblieben, unbeirrt, aber nicht verbissen, und setzt sich damit durch, langsam aber sicher. Und es hat sich gelohnt.
Das dritte Stück „Get used to it“ bringt auf den Punkt, welche Taktik sich schließlich doch bewährt: Sich selbst treu bleiben und „Never give it up“.