Manchmal sind die Wege der Musikindustrie wirklich unergründlich. Da geht jemand wie KEVIN DEVINE erst zu einer großen Plattenfirma, wird dann doch wieder in den Indiedschungel zurückgeschickt, aber jetzt mit einer riesigen Fangemeinde, und trotzdem kommen seine Platten in Deutschland mit einem halben Jahr Verspätung raus.
Dafür hat Herr Devine mit Arctic Rodeo Recordings aber auch ein schönes Label ausgesucht, dass eben nicht nur Platten veröffentlicht, sondern auch noch eine gute Künstlerauswahl trifft.
„Brothers blood“ ist kein typisches Solo-Album, sondern wurde mit Band eingespielt und klingt entsprechend gerade bei den ersten Songs musikalisch nicht nach „Mann mit der Gitarre-Folk“. Allerdings hilft auch die Band nicht weiter, denn für meinen Geschmack ist das Album an vielen Stellen irgendwie durchwachsen. Ich kann das gar nicht an zu vielen Details festmachen. Aber selbst nach wiederholtem Hören fehlen mir die besonderen Momente, der absolut perfekte Part. Klar, es gibt ein „Hang on god“, das sowohl textlich als auch musikalisch durchaus überzeugen kann, aber so ist „Brothers blood“ leider nicht durchgängig. Vielleicht hat ihn das Superwahljahr 2008 in den USA nicht nur zu ein wenig politischeren Texten inspiriert, sondern auch zu Kompromissen und perfekter Anpassung. Trotz Band und immer wieder lauten Passagen – er bricht nicht mehr so viel aus wie früher, geht nicht mehr so sehr an seine eigene Grenze.
KEVIN DEVINE klingt immer noch wie KEVINE DEVINE. Die Stimme bleibt wie sie ist, aber es fehlt der Punkt, der mich fesselt, der mich das schöne Booklett immer wieder greifen lässt, der Part, bei dem ich mal gesagt habe, dass KEVIN DEVINE zu meinen Lieblingsmusikern gehört. Dafür hat er jetzt mit „I could be with anyone“ einen Song, der von JONAH MATRANGA sein könnte…