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KOBITO – Blaupausen

Der Rapper KOBITO war mir bisher nur im Zusammenhang mit seinem Projekt SCHLAGZEILN ein Begriff. Derzeit ist der Berliner allerdings wieder solo unterwegs und liefert mit seinem Werk „Blaupausen“ quasi einen persönlichen und nachdenklichen Gegenentwurf zu deren eher auf Party und Krawall gebürsteten Elektro-HipHop ab. Ohne in große Effekthascherei abzudriften, setzt KOBITO beispielsweise auf klassische Piano- oder Streicher-Klänge, scheut an anderer Stelle aber auch nicht vor Reggae-Einflüssen oder bedrückender Düster-Stimmung zurück. Stücke wie „Lass dich fallen“, „Lummerland“ oder „Polly Diamanti“ sind melancholischer Pop-Rap im positiven Sinne, in denen der Hauptstadt-Rapper seine persönlichen Texte in ein eingängiges Gewand verpackt, ohne dabei lieblose Standardware abzuliefern. Vielmehr erinnert er in diesen Momenten an einen Singer/Songwriter, der es optimal versteht, seine Gefühlswelt punktgenau auf die Atmosphäre der Musik abzustimmen. Im Kontrast dazu stehen roughe Burner-Tracks wie „Niemals arm“, „Wut“, „Du gibst deiner Welt nen Ruck“, oder „Hoffnung“, die nicht nur durch basslastige Beats, sondern auch durch KOBITOS eindringlichen Rap-Stil überzeugen. Hier finden dann auch wieder politische und sozialkritische Themen Einzug in das Album, was sich auch in der Auswahl der Mikrophon-Gäste wie IRIE RÉVOLTÉS-Sänger Mal Elevé widerspiegelt. Gerade diese abwechslungsreiche Mischung aus Mellow-Tracks auf der einen und hartem Rap-Purismus auf der anderen Seite macht den besonderen Reiz von „Blaupausen“ aus und verleiht dem Album die notwendige Nachhaltigkeit, um sich gegen die zahlenmäßig nicht gerade kleine deutsche HipHop-Konkurrenz dauerhaft behaupten zu können.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.