JUNIUS – The martyrdom of a catastrophist

Als JUNIUS 2008 mit einer remasterten Compilation ihrer beiden US-EPs „Forcing out the silence“ (2004) und „Blood is bright“ (2006), ergänzt um einen Bonustrack, bei uns debütierten, ernteten sie zwiespältige Reaktion, die von „langweilig“ bis „begeisternd“ reichten. Mit „The martyrdom of a catastrophist“ folgt nun das tatsächliche Albumdebüt des Quartetts aus Boston. Eigentlich wird auch hier nichts neues serviert. Alles kommt einem irgendwie vertraut vorm und doch ist diese Mischung aus Postrock, Progrock, New Wave, dieses Changieren zwischen sanften, verträumten, cleanen Passagen und düsteren, noisigen Wall-of-Sounds ziemlich einzigartig, denn während ähnliche gepolte Brüder im Geiste wie CASPIAN oder EXPLOSIONS IN THE SKY instrumental zu Werke gehen, findet man bei JUNIUS Gesang und das Format Song im klassischen Sinne. Bei „The martyrdom of a catastrophist“ handelt es sich um ein Konzeptalbum über das Leben und Wirken des Immanuel Velikovsky (hier bitte jeder selber googlen). Das tragische Leben dieses umstrittenen Mannes wird adäquat in düsteren und depressiven Klangfarben verarbeitet. Wie schon auf ihren EPs klingt auch hier wieder der Hang zum britischen Düsterwave der Früh-Achtziger, so ca. THE CURE zu „Desintegration“-Zeiten, durch, doch mittlerweile hat sich Joseph Martinez weit von einem Robert Smith entfernt und sich eher einem Dave Gahan angenähert. Einzelne Songs herauszuheben, fällt schwer und wird diesem Album auch nicht gerecht. Völlig unmodern und am Strom der Zeit vorbei sollte man tunlichst auf das Zerstückeln und Komprimieren einzelner Song verzichten und das ganze Album am Stück und auf CD goutieren. Die vielschichtige, monumentale Produktion von Kevin Mills und Tom Syrowski (u.a. INCUBUS, WEEZER, AFI) erweitert das Soundbild der Bostoner dezent um gezielte gesetzte Keyboardsounds. Einfach Klasse, das. Um mit diesen großen Namen arbeiten zu können, brauchten JUNIUS mehr als viel Geduld, konnten sie die Räume der legendären A&M Studios in Hollywood mangels finanzieller Mittel nur dann nutzen, wenn niemand anders dort gebucht war. Nicht zuletzt diese Anekdote beweist eindrucksvoll, dass JUNUIS keine gewöhnliche Band sind, sondern glasklare Vorstellungen von dem haben, was sie machen wollen und ihren Weg so lange gehen, bis sie ihr Ziel erreicht haben. Man darf gespannt sein, wie das neue Material auf die Bühne gebracht wird. Ihre kleine Clubtour durch die deutschen Lande in 2008 war, ob ihrer sakralen Intensität, schon beeindruckend. Diesen Herbst werden sie uns wieder beehren, und wer jetzt neugierig geworden ist, sollte sich ganz schnell seinen persönlichen Pflichttermin aus unserer Rubrik „Unterwegs“ ziehen.