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JOOLS – Violent delights

Ein bisschen fragt man sich ja schon, zu welcher Mottoparty sich JOOLS aus England für das Cover ihres Debütalbums „Liminal phase“ aufgebrezelt haben. Oder ob das Bild nicht doch kurz vor ihrem Auftritt beim letztjährigen Reeperbahn Festival entstanden ist. Wo Sänger Mitch Gordon im weißen Rüschenhemd wie ein Bon-Scott-Double auf Dandy-Ausflug aussah, während Sängerin Kate Price in Lack und Leder eher an eine dunkle Burlesque-Version von Joan Jett erinnerte. Auch der Rest der Band wirkte mit Goldkettchen, Schnauzern und aus der Zeit gefallenen Outfits eher wie schillernde Kiezgrößen als wie Vertreter:innen des britischen Post-Punk.
Wobei: Post-Punk trifft es nur zum Teil. Beim Konzert im 25 Club (dem ehemaligen Clochard) lieferten JOOLS eine ebenso wilde wie schwer einzuordnende Mischung ab – irgendwo zwischen rotzigem Punk & Roll, hallendem Shoegaze, 90s-Alternative-Rock und düsterem Post-Punk. Die Songs verteilten sich auf drei Saiteninstrumente, zwei Gesänge und wurden zusammengehalten von den wuchtigen Drums von Chelsea Wrones. Man wusste gar nicht, wo man zuerst hinschauen und -hören sollte.
Stilistisch wirkte das Ganze, als hätte man MANNEQUIN PUSSY, AMYL & THE SNIFFERS und THE STREETS in einen verrauchten Proberaum gesperrt und ihnen ein paar Platten von DANKO JONES und MONSTER MAGNET mitgegeben – wobei Letztere nur musikalisch, nicht in Sachen Attitüde Pate standen. Denn in den Texten geht es nicht um Machogehabe oder Drogen, sondern um Themen wie Identität, Religion und sexuelle Gewalt. Wer den Auftritt verpasst hat, bekommt im Oktober auf der anstehenden Europa-Tour die Gelegenheit, das nachzuholen. Es lohnt sich.

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