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JEREMIHA – Where the stars scream out your name

Kann man unbefangen an eine Rezension gehen, wenn der Albumtitel „When the stars scream out your name“ heißt? Manchmal sind es Kleinigkeiten, die den Blick auf Grundlegendes offenbaren. Und hier zumindest springt einen die große Pathosgeste ja schon mal beachtlich von der Seite an. Ich will trotzdem probieren, mich unbefangen zu nähern.
Leider werden die ersten bösen Befürchtungen nicht etwa zerstreut, sondern müssen nach zwanzig Sekunden der Erkenntnis Platz machen, dass es schlimmer kommen kann als man erwartet hat.
Irgendwo hinter speckigem Neunziger Rocksound, Keyboard-Bombast und an HIM erinnernde Gesangslinien gähnt die Belanglosigkeit, die höchstens ab und an durch kurzes Schaudern unterbrochen wird, aufgrund der konsequenten Verweigerung, was die Einhaltung erträglicher Kitsch- und Geschmacksstandards angeht. Das hier ist schwiegermutterkompatibler Schlager im Gewand von überproduzierter Rockmusik, der dabei so glatt, geleckt und kalkuliert wirkt, wie das Ende eines Rosemunde Pilcher-Films. Aber da hat man, wenn man den Ton ausmacht, wenigstens noch schöne Landschaftsaufnahmen. Die vermeintlich große Geste steht in krassem Widerspruch zur absoluten Emotionsarmut der Produktion: ich nehme ihnen nicht einen einzigen gespielten Ton ab! Das hier klingt nach zu einhundert Prozent konstruierter Emotion, strotzend vor nach Plastik riechender Künstelei und irgendwie fast schon verzweifelt Charts-anbiedernd. Eine unauthentischere Darbietung findet man wohl nur beim nächsten Fest der Volksmusik. Aua, echt.
Schon der erste Song „Camellia“ macht klar, was es hier in Sachen Schmachtfetzen geschlagen hat. Affektierter Gesang, Synthie-Sounds, die schon in den Achtzigern verboten waren, und die dicke Plastikrockgitarre. »You don’t care just how they feel about you love. I’ll meet you there, where the sun descends beneath the skyline love (…)«. Das traut sich ja nicht einmal BON JOVI. Und so geht es unaufhörlich weiter. Ohne auch nur eine Stelle, die einen zumindest einmal aufhorchen lässt, rauscht ein Schmachfetzen nach dem anderen an einem vorbei. Sorry, aber da können mich auch nicht die laut Platteninfo vorweisbaren Erfolge der Band in Japan, Australien und sonstwo beeindrucken. Das alles ist sehr bedauerlich, hat man doch den Eindruck, es mit durchaus fähigen Musikern zu tun zu haben.
Die zwei Punkte gibt es, weil die Platte, gemessen an vergleichbaren radiokompatiblen HIM-Popstandards, vielleicht noch akzeptabel ist und dafür, dass sie das alles wenigstens konsequent machen. Herzen gewinnt man so nicht.