Als Ostfriese in Hamburg erlebt man so manche Überforderungsstiuation, das ist nicht übertrieben und auch nicht allein mit Alkoholkonsum zu erklären. Das im Augenblick gerade sehr moderne Wort „Reizüberflutung“ beschreibt den Zustand recht gut, in dem man sich zuweilen befindet…
Es war der Vorabend des berauschenden Weihnachtsfestes unseres netten Magazins, als ich in der großen Stadt Hamburg eintraf. Die ganze Woche über hatte ich die tolle neue CD vom JEANS TEAM gehört und erst am Mittag des Konzerttages erfahren, dass eben diese Band am Abend noch im Uebel & Gefährlich spielen sollte. Dort ging ich also nach meiner Ankunft ohne Umwege hin, setzte mich erstmal und wartete.
Bevor jedoch die Jungs vom JEANS TEAM an der Reihe waren, enterte zunächst die BOY GROUP die Bühne. Und die bescherte einen bunten Mix aus Elektro, Techno, Synthiepop und Hip Hop mit interessanten dreistimmigen Gesangsarragements. Das klang bei einigen Stücken wie z.B bei „Rock’n’Roll robots“oder „Mathematical“ ganz hervorragend, andere hingegen blieben leider weit hinter der erkennbar guten Absicht zurück. Dennoch klang die Liveumsetzung ihrer Stücke deutlich besser als auf ihrem Album „Love is a frequency“, und ich fühlte mich über weite Strecken sehr gut unterhalten.
Danach kurzer Umbau, die Leuchtbuchstaben des JEANS TEAM-Schriftzugs kamen auf die Bühne, und das interessant angeordnete Pult der BOY GROUP machte Platz. Und dann kamen sie und sie überraschten: Ist ihr neues Album von einer ungewohnten Leichtigkeit und besteht zu einer Hälfte gar aus akustischen Songs, so lieferten sie live das volle elektronische Brett.
Sie eröffneten das Set mit „Silizium“, einem Stück, das wie KRAFTWERK klingt, und gaben so von vornherein eine klare Richtung vor. Mit dem Sound der Platten hatte die Liveumsetzung in mehrerlei Hinsicht nicht mehr viel zu tun, denn auch aus den seinerzeit noch recht naiv klingenden Sachen des Debütalbums sind mittlerweile erwachsene, rockende Elektrostücke geworden, die sich nahtlos in das Geschehen einfügten. Lieder wie z.B. „Keine Melodien“ wurden von den etwa 150 Zuschauern gefeiert, und die Sounds, die die drei ihren Geräten entlockten, raubten mehr als einmal den Atem. So präsentierten sie sich um einiges härter als auf ihren CDs, und das stand ihnen ausgesprochen gut. Dazu lieferten die drei eine klasse Show ab.
Ein Hit jagte den nächsten, sei das nun „Oh Bauer“ und „Königin der Nacht“ vom mir mittlerweile nicht mehr unbekannten zweiten Album oder „Palme“ oder „Komet“ vom aktuellen. Als Zugabe wurde „Segle dein Schiff“ gespielt. Am Ende war ich durchgeschwitzt von anderthalb Stunden unvermeidbarem Tanzen. Und verpasste leider die zweite Zugabe, da ich bereits an der Garderobe stand, um mein Gepäck abzuholen. Denn das Uebel und Gefährlich sollte noch nicht die letzte Station an diesem Abend gewesen sein. Zum Schluss dann noch Elektroschocks auf Jens‘ neuem Spielzeug. Ein runder Abend. Fast schon ein bisschen viel.