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INCUBUS – A crow left of the murder

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Nach nunmehr einjähriger Pause sind INCUBUS zurürckgekehrt. „A crow left of the murder“ ist seit 1998 schon das vierte Major-Album (ohne Berücksichtigung diverser EPs und einer Live-CD) der Kalifornier. Fleißig sind die Jungs, da gibt’s nichts zu meckern, auch der Qualitätsstandard der bisherigen Alben war mehr als hoch, veröffentlichte man doch mit „s.c.i.e.n.c.e.“ ein (bei uns zulande verkanntes) Crossover-Meisterwerk, mit „Make yourself“ eine gute bis sehr gute Alternative-Rock-Scheibe und mit dem 2001er Überhammer „Morning view“ ein nahezu perfektes Stück moderner Rockmusik.
Neu im INCUBUS-Clan (ein Incubus ist ein Dämon, der sich des Nachts heimlich in die Zimmer von Frauen schleicht, um mit ihnen zu schlafen) ist Bassist Ben Kenney (Ex-THE ROOTS). Er ist sicherlich ein guter Bassist, allerdings vermisst man schmerzlich Dirk Lance, der einfach zu gut ins Bandgefüge gepasst hat und das gewisse Etwas ausgemacht hat.
Leider schaffen es INCUBUS diesmal nicht, uns ein ausnahmslos gutes Werk zu präsentieren. Vielmehr schleichen sich in den knapp 60 min der eine oder andere Langweiler oder Rohrkrepierer ein. Um dem Album gerecht zu werden, möchte ich kurz jeden Song kommentieren.
„megalomaniac“: erste Single und kompetenter Einstieg. Das von Samples eingeleitete und im mid-tempo gespielte Lied (leider sind die Samples über das Album nur noch sehr spärlich verteilt, bzw. sind schwerer auszumachen) ist zugleich auch die erste Single. Ein Ohrwurm, wie sich nach mehrmaligem Hören herausstellt.
„a crow left of the murder“ startet akustisch und funkig. Netter Song aber nichts besonderes, für INCUBUS-Verhältnisse eher harmlos.
„agoraphobia“ nennt sich der erste richtige Knaller. Unter 4 min und balladesk – eine perfekte Single mit tollem Ohrwurm-Chorus, der von der Relaxtheit an die RED HOT CHILI PEPPERS zu „californication“-Zeiten erinnert.
„talks shows on mute“: erneut ein ruhiger Song, der ein derart nerviges Sample beinhaltet, das mich unweigerlich an ein Schifferklavier erinnert…. durchschnittlich.
„beware! criminal“, ein auch eher ruhiger Song; wenn auch im Chorus etwas ausartend; klingt schon etwas besser, ist aber noch weit unter dem, was Brandon Boyd (Gesang) und Kumpanen im Stande sind zu kreieren.
Das über 6 minütige „sick little world“ ist nach dem superben „agoraphobia“ der erste richtige Lichtblick. Ein eher experimenteller Song, bestehend aus schnellen Bassläufen, Pianoparts, sparsam akzentuierte Gitarren und einem genial singenden Brandon. Nach ca. 3 min kommt der Song in seine Jam-Phase, was für Auflockerung sorgt und in einem Gitarrensolo endet, danach Bridge, Chorus und Aus.
Danach folgt das durch Liveauftritte schon bekannte „pistola“. Eine schnelle Nummer, die von der Spielart auch auf „make yourself“ hätte stehen können. Eine mittelmäßig bis gute Nummer, die nicht richtig auf den Punkt kommen will und mit teilweise recht experimentellen Parts etwas quer daherkommt.
Bei „Southern Girl“ handelt es sich um eine weitere Ballade. Ein sehr schönes Lied mit interessantem Songwriting und phantastischem Gesang. Hit-Garantie!
„priceless“ fängt sehr schräg und hektisch an, lässt gesanglich Erinnerungen an „s.c.i.e.n.c.e.“ wach werden. Guter Song der allerdings vom Mainstream-Publikum verpönt werden wird.
„Zee Deveel“ ist erneut ein eher schräger und langweiliger Song, der dem Zuhörer die Nerven/Geduld raubt (INCUBUS goes WEEZER?!). Der definitiv schwächste Song des Albums.
„made for tv movie“ glänzt durch einen Lava-artigen Sound und interessante Gesangs-Harmonien. Ein guter Song, wenn auch erneut eher experimentell gehalten.
Locker tönt da schon „smile lines“ aus den Boxen, fast schon radiokompatibles Futter für die enorme Fan-Gemeinde (immerhin haben INCUBUS inzwischen mehrere Millionen Alben weltweit an den Mann/Frau gebracht).
Richtig sanft lassen die Jungs es bei „here in my room“ angehen. Ein durchweg ruhig gehaltener, mit Piano und dezenten Streichern versehener Song. Erneutes Hitpotential!
Das Album klingt mit dem verhaltenen „leech“ aus. Michael Einziger lässt seine Gitarre fast wie eine Zither klingen und Brandon variiert seinen Gesang, um etwas mit den Stimmungen zu spielen, was ihm ganz gut gelingt.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass es sich hierbei um das schwächste Album der amerikanischen Sunnyboys handelt. Um keinen Irrtum aufkommen zu lassen, „a crow left of the murder“ hat einige gute bis sehr gute, leider aber auch ein paar gegenteilige Songs. INCUBUS sind zweifelsohne absolute Meister ihrer Instrumente (schließlich kommt man aus dem Jazz-Lager), doch das alleine macht noch keine gute Scheibe aus. Es wird viel experimentiert, eine Weiterentwicklung des bandtypischen Kosmos ist ja auch nicht verkehrt, bloß verzetteln sich INCUBUS oft zu sehr und verlieren sich in allzu verschachtelten Songstrukturen, dabei wird dann vergessen, auf den Punkt zu kommen. Das „Jam“-Feeling scheint bei den Album Aufnahmen eine große Rolle gespielt zu haben. Vielleicht ist es eines dieser Alben, die einfach eine gewisse Zeit brauchen um zu wachsen – wir werden es sehen.
Erwähnenswert ist, dass „a crow left of the murder“ absolut perfekt von niemand geringerem als Brendan O’Brien (u.a. KORN, SOUNDGARDEN, PEARL JAM) produziert wurde, einer der Alternative-Rock-Produzenten schlechthin.
Aufgrund einiger radiokompatibler Hits und einer Major-Plattenfirma im Rücken bin ich mir sicher, dass sich INCUBUS bald in den Charts vieler Länder wiederfinden. In unserem Lande werden sie live zwischen dem 12. April und dem 09. Mai für sieben Konzerte Station machen.