„The new what next“ klingt tatsächlich erstaunlich neu für HOT WATER MUSIC-Verhältnisse. Ziemlich gezähmt, eher langsam und bisweilen sogar poppig. Dürfte das Auswirkungen auf die Besucherzahlen haben? Scheinbar nicht, denn bereits vor dem Einlass befanden sich mehrere Dutzend Leute vor dem Eingang des Knust. Eine sehr heterogene Menge übrigens: Teens, Punks, Mittdreißiger und sehr viele Normalos. Wenn ich mich an frühere Konzerte erinnere, war das Publikum wesentlich konformer. Aber die Klischee-Emo-Nerds trifft man heutzutage ja auch nur noch selten.
Supportet wurden die Vier aus Gainesville von TRIBUTE TO NOTHING. Die kommen zwar aus England, aber hierzulande trifft man sie häufiger als Vorband als so manche deutsche Band. Olli schwört ja noch immer auf die Jungs. Ich hatte sie bislang nur einmal gesehen, aber konnte mich nicht mehr so recht an den Support für DAYS IN GRIEF erinnern. Als es losging, kamen die Erinnerungen an den Auftritt im Molotow jedoch augenblicklich zurück. Denn eine solche Action erlebt man auf einer Bühne eher selten. Die ersten zwei, drei Stücke lang hörten wir auch noch recht interessiert zu, allerdings kehrte danach ein wenig Langeweile ein, und letztlich war die Monotonie der Songs fast erdrückend. Da wurde zwar mächtig geknüppelt und geschrieen, aber Ähnliches hat man von vielen anderen Bands schon wesentlich besser gehört. Und Abwechslung war leider absolut fehl am Platze. So verbrachten wir die zweite Hälfte der Vorband auch lieber im Nebenraum.
HOT WATER MUSIC begannen schließlich mit einem Haufen alter Songs, und man hatte das Gefühl, es hätte sich in den letzten zehn Jahren nichts verändert. Hat es ja auch fast nicht – die Besetzung ist die selbe geblieben, der Charme und die Glaubwürdigkeit sind nach wie vor da, sie sehen noch immer so aus wie zu Beginn – nur die unterschiedlichen Stimmen der Sänger nähern sich scheinbar unaufhaltsam einander an. Wobei es Chris Wollard’s Singstimme ist, die inzwischen fast so heiser klingt wie die von Chuck. Nach zwanzig Minuten kündigte Chuck schließlich an, dass ein paar neue Songs folgen würden, und mit „All heads down“ suchten sie sich auch gleich eines der besten Stücke aus. Abgesehen davon, dass ein wenig Tempo aus der Musik genommen wurde, fielen die Änderungen live nicht so schwer ins Gewicht wie auf Konserve, und so wurden die neuen Songs genauso gut angenommen wie die alten. Feuertaufe bestanden, würde ich sagen!
Es folgte ein buntes Repertoir aus altem und neuem Material, einige Stagediver, die bei dem Versuch mitzusingen nicht von der Bühne geschubst, sondern kameradschaftlich in den Arm genommen wurden und zum Schluss die Gewissheit, dass man sich auf HOT WATER MUSIC verlassen kann, wie auf einen guten, alten Kumpel.