Da gibt man sich in seiner Jugend die größte Mühe, mit seiner Band wie ein cooler Rockstar rüberzukommen, trägt Jeansjacken und Flammenhemden, malt 666 auf seine Gitarre und übt sich in lässigen Rockposen à la HELLACOPTERS und GLUECIFER und muss Jahre später feststellen, dass fünf Herren aus San Diego in einem Alter, wo andere Männer ihre Midlife Crisis bereits hinter sich gelassen haben, ein Monster von Album raushauen, an das man damals nicht mal ansatzweise herangekommen wäre. Die Männer aus Kalifornien heißen HOT SNAKES und ihr Album „Jericho sirens“ knüpft nahtlos an ihr letztes Album an, das vor 14 Jahren erschienen ist. Doch wo andere Bands sich irgendwann dazu aufraffen, ihre Rente ein wenig aufzubessern und eine traurige Kopie der vergangenen Tage darstellen, hat man in diesem Fall das Gefühl, dass „Jericho sirens“ sogar noch ein wenig lauter, ein wenig wilder und noch ein wenig kompromissloser ist als das 2004 erschienene „Audit in progress“. Die ersten drei Songs könnte man sich sogar im Programm ihrer lauten Labelkollegen METZ vorstellen, erst im vierten Song „Six wave hold-down“ kommt man erstmals zum Durchatmen. Doch die Ruhe hält nicht lange an und nach einer halben Stunde fragt man sich, wie die heißen Schlangen denn nach so langer Abstinenz ein solch fantastisches Album aus dem Ärmel schütteln können, dem man ihr Alter nicht mal im Ansatz anhört. Im Mai/Juni sind die HOT SNAKES in den Staaten unterwegs. Da bleibt die Hoffnung, dass im Anschluss an die US-Tour noch ein paar Gigs in Europa folgen werden. Hingehen ist Pflicht!