Fein, wenn ein Artwork bereits preisgibt, worum es sich bei einer Platte handelt: das Cover wird von einem amerikanischen Van geziert, während man im Booklet diverse Fotos sieht, die scheinbar aus dem fahrenden Auto heraus fotografiert worden sind. Hinzu kommen noch ein paar Bilder von einem Fender-Amp und was sonst noch so im Zusammenhang mit Gitarren steht, sowie eine lyrische Roadmovie-Geschichte. Wenn dann auch noch das Album von Herrn Coltello „Colt. Roadmovie. Gitarre“ heißt, sind eigentlich keine Fragen mehr offen, oder?
Hier vertont er nämlich die passenden Impressionen in Form der außergewöhnlichsten Gitarrensounds auf CD, wobei HF COLTELLO ein wahrer Könner seines Faches ist. Glücklicherweise jedoch nicht in Form von selbstdarstellerischen, für den Zuhörer meist nervtötenden Gitarrenvirtuositäten, sondern einfach nur in Form besonderer Soundcollagen. Da wird die Gitarre mal gerockt („I know they guess gun bizz i ness“), mal gestreichelt („Pigalle Oberkampf“), mal gezupft („Roadking“) – wie’s dem Herren gerade passt! Und neben vielen Obskuritäten findet selbst der geneigte Post Rock-Fans so manche Schmankerln wieder. Was mir jedoch gar nicht gefällt, sind die Songs, wo sich Herr Coltello von diversen Gastmusikern unterstützen lässt, und wo plötzlich mit ganz bedrohlicher Stimme gesungen wird. Erinnert fast an eine Mischung aus Dark Wave und JANSEN. Interessanterweise fällt jedoch das Stück mit Gästen von WOLFSHEIM und DE-VISION bzw. GOETHE’S ERBEN erstaunlich gut, verdammt rockig und überhaupt nicht düster aus. Liegt aber vielleicht auch daran, dass hier die Vocals fehlen.
Fazit: eine ungewöhnliche, mutige Platte auf einem spanischen Label, das mit Glitterhouse Records (u. a. 16 HORSEPOWER) einen ordentlichen Vertrieb gefunden hat, und die neben vielen interessanten Momenten auch einige seltsame Strecken und Passagen beinhaltet, die meiner Meinung nach nicht unbedingt nötig gewesen wären.