Wenn man jemandem erzählt, dass man auf ein HANSON BROTHERS-Konzert geht, wird man in der Regel skeptisch bis mitleidig angeguckt. Denn irgendwie ist auch im Jahre 2008 diese unsägliche „One-Hit-Wonder“-Geschwisterband HANSON in den Köpfen der Menschheit präsent, die Mitte der Neunziger mit „Mmmm Bob“ weltweit die Charts gestürmt hat und anschließend in der Bedeutungslosigkeit verschwunden ist. Da ist die Verwechslungsgefahr quasi vorprogrammiert… Also gilt es, bei seinem Gesprächspartner umgehend Aufklärungsarbeit zu leisten und schnellstens einen HANSON BROTHERS-Crashkurs runterzurattern, der auf jeden Fall die Stichworte „NOMEANSNO-Nebenprojekt“, „Punkrock“, „Eishockey“, „Satire“ und „RAMONES-Homage“ enthalten sollte. Dass die Kanadier aber zumindest doch dem einen oder anderen Musikfreund bekannt sind, belegt die Tatsache, dass sich an einem regnerischen Freitagabend doch eine stattliche Besucherzahl in der Fabrik einfand. Zunächst sorgte jedoch eine Band mit dem putzigen Namen PUNKTUCKE für Unterhaltung und spielte ganz akzeptablen Deutschpunk, „irgendwo zwischen SLIME und den TOTEN HOSEN“ wie ein Kumpel bemerkte. So komisch die Verbindung dieser beiden Referenzbands erscheint, irgendwie passte der Vergleich…
Nach einer kurzen Pause schwangen sich die Kanadier auf die Bühne, wie immer stilvoll im Eishockey-Slacker-Outfit gekleidet. Dass der Bassist unter seiner Eishockeymaske noch keinen Hitzeschlag erlitten hat, wundert mich immer wieder, und generell ist es unglaublich, was die Bandmitglieder trotz ihres mittlerweile doch recht fortgeschrittenen Alters immer wieder für eine Bombenshow hinlegen. Entsprechend ging auch das Publikum mit, und zu kraftvoll dargebotenen Vier-Akkorde-Knallern wie „No emotion“, „Get it right back“ oder „My game“ wurde lautstark mitgesungen, munter rumgepogt und gelegentlich auch mal von der Bühne gehüpft. Was man auf einer Punkrockshow eben so macht… Alles in allem haben die ramonesken Eishockey-Freaks wieder mal ein phantastisches Konzert abgeliefert, und man könnte an dieser Stelle eigentlich von einem wundervollen Abend sprechen. Wären da am Montag nicht die mitleidigen Blicke der Arbeitskollegen, wenn sie hören, dass man am Wochenende auf einem Konzert der HANSON BROTHERS war.