„Wahnsinn, Leute! Letztes Mal war hier aber ein bisschen weniger los“, kommentierte HAMISH HAWK zu Beginn des Konzertes die Lage im Nochtspeicher und sorgte so für einige Lacher. Was uns aber zugleich ein wenig überraschte. War sein Solo-Konzert im Vorprogramm von VILLAGERS vor rund einem halben Jahr gar nicht sein letztes? Das war nämlich ausverkauft. Die Recherche im Internet offenbarte, dass HAMISH HAWK bereits fünf Mal in Hamburg gastierte, das letzte Mal im September 2024 als Support für TRAVIS. Das dürfte ebenfalls ausverkauft gewesen sein. Wahrscheinlich meinte er also sein letztes Konzert in derselben Location, das im Oktober 2023 stattfand. Ein Video bei Youtube offenbart, dass dort tatsächlich nicht viel mehr als zehn Zuschauer gewesen sein dürften – dem Applaus nach zu beurteilen. Was ist also in den letzten 15 Monaten passiert, dass die Zuschauermenge um 1500% gesteigert werden konnte?
Lag es daran, dass die Auftritte vor namhaften Main Acts die Popularität des Schotten dermaßen steigern konnte? Wahrscheinlicher erscheint mir, dass sein aktuelles Album „A firmer hand“ dafür verantwortlich zeichnet, das seine musikalische Richtung doch ein wenig präziser einordnet als in der vorherigen Diskographie. Schimmerte in der Vergangenheit zwar ab und an eine düstere Stilistik durch, tauchten dazwischen aber auch immer wieder Songs auf, die etwas ziellos zwischen verschiedenen Genres und relativ belanglosem Radio-Poprock changierten. Auf seiner neuen Platte wurde der Kurs besser ausgearbeitet, bewegt sich recht klar zwischen Postpunk der späten Siebziger und Dark und New Wave der frühen Achtziger. Und so folgten zu Beginn gleich die ersten fünf Songs der neuen Platte, die düstere schaurig-schöne Single „Machiavelli’s room“, gefolgt von dem FRAND FERDINANDschen „Big cat tattoos“ und dem INTERPOLschen „Nancy dearast“. Ein toller Einstieg!
Doch je länger das Konzert ging, umso mehr alte Songs wurden hervorgekramt, die uns doch ein wenig langweilten und nach hinten in Richtung Bar trieben, von wo aus ein Weg nach vorne fast unmöglich war. Ein passender Moment also, um mit einem guten Freund das heutige Konzert Revue passieren zu lassen. Und so fragte er: „Wenn ich das richtig sehe, ist die Musik von HAMISH HAWK doch klar in der Vergangenheit zu verorten, wo er noch gar nicht lebte. Ist es nicht etwas seltsam, dass das Publikum etwa zwanzig Jahre älter ist als der Sänger?“ Eine zutreffende Zusammenfassung, und eine Kuriosität, die uns allerdings nicht zum ersten Mal begegnete.