Manchmal frage ich mich, was auf dieser Welt verkehrt läuft. Da spielt eine großartige Band, die sich seit 30 Jahren unermüdlich dem Punkrock verschrieben hat, in einer der coolsten Konzert-Locations dieses Planeten, und gerade mal geschätzte zwei Dutzend zahlende Gäste verirren sich dorthin. So geschehen an einem regnerischen Herbsttag Anfang November, als die GUITAR GANGSTERS im Rahmen ihrer aktuellen Deutschland-Tour auf der MS Stubnitz gastiert haben. Dass die Londoner bis heute zu den unterbewertetsten Vertretern der britischen Punkrock-Zunft gehören, ist in Fachkreisen zwar allgemein bekannt, aber mit einem dermaßen geringen Zuschauerzuspruch hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Dies bekam vor allem der Support-Act SORAIA zu spüren, denn bei diesem verloren sich phasenweise gerade einmal eine Handvoll Leute vor der im Bauch des ehemaligen DDR-Fangflottenschiffes befindlichen Bühne. Dabei war die Darbietung durchaus interessant: Die Amis spielten eine Mixtur aus Garagen Rock, Rock´n´Roll und Proto-Punk, dazu hatten sie eine Sängerin, die man normalerweise eher im Soul verorten würde und die mit ihren extravaganten Tanzeinlagen die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich zog. Trotzdem bin ich der Meinung, dass eine reine Punkrock-Band als Einheizer besser gepasst hätte.
Dann hieß es „Frachtraum frei“ für die GUITAR GANGSTERS. Für mich war es das erste Mal, dass ich die Band live gesehen habe, und vom ersten Song an war dem Trio die Spielfreude trotz spärlicher Kulisse anzumerken. Selbstverständlich spielten die Cockneys zahlreiche Stücke ihres neuen Albums „Sex & money“, wobei mir vor allem die Songs „Obsessions“, „Tomorrow“, „Guns & knives“, „Shut up (and get me a drink)“ und „King of nothing“ im Gedächtnis geblieben sind. Doch auch an alten Klassikern wie „Nothing to shout about“ und natürlich der Hymne „That´s when the razor cuts“ hat es selbstverständlich nicht gemangelt. Nach dem Gig zog es die Engländer übrigens direkt zum Tresen, wo sie sich augenscheinlich sehr über den einen oder anderen kleinen Plausch mit den Fans freuten. Sympathisch!