Schon wieder eine Punk-Band, die über 1.000 Konzerte rund um den Globus (Europa, Japan, USA…) gespielt hat, ohne dass ich auch nur ein einziges Mal Notiz von ihr genommen habe. Wie kann das sein? Möglicherweise liegt es daran, dass GUERILLA POUBELLE auf Französisch singen, wodurch ihnen die ganz große internationale Aufmerksamkeit unter Umständen verwehrt bleibt. Kann aber auch sein, dass die Pariser innerhalb der Punk-Schublade so breit aufgestellt sind, dass sie für den Hörer schwer einzuordnen sind und deswegen immer irgendwie durchs Raster fallen. Die Vielfalt auf dem neuen Longplayer „L`Ennui“ würde zumindest für diese These sprechen, denn auf diesem tummelt sich von Streetpunk-Hymnen („Les frontieres du present“, „“La chute“, „La guerre des pauvres“) über Skatepunk-Tracks („La bataille de Paris“, „L`aigle et la foudre“) bis hin zu Hardcore- und Post-Punk-Stücken („Perd perd“, „L`argile“) eine ziemliche Bandbreite verschiedener Punkrock-Unterspielarten. Wer des Französischen mächtig ist, findet zudem auch noch eine Reihe sehr engagierter politischer Texte vor, die sich mit Themen wie beispielsweise den Auswüchsen des Neoliberalismus, den Unterdrückungsmechanismen festgelegter Geschlechterrollen oder der Abschottung Europas gegenüber Flüchtlingen auseinandersetzen. Doch auch wer (so wie ich) kein Wort versteht, kann mit dieser Platte eine Menge Spaß haben, sofern er oder sie auf abwechslungsreichen, gut gemachten Punkrock steht.
GUERILLA POUBELLE – L’Ennui
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:23. Februar 2020
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.