Beim flüchtigen Betrachten könnte man GRAILS der Postrock-Ecke zuordnen und mit Referenzen wie GODSPEED YOU BLACK EMPEROR, MOGWAI und ähnlichen um sich schmeißen. Mache ich aber nicht, da die fünf Herren aus Portland wesentlich experimenteller zu Werke gehen als die oben genannten, und da bei ihnen außerdem die Bombast-Effekte ausbleiben. Ersteres macht ihre Musik zwar stellenweise nicht gerade zugänglich, aber dafür kann man dem Quartett auch keinen Plagiat-Vorwurf machen. Insbesondere zu Beginn von „Redlight“ fühlt man sich des öfteren an eine Jam-Session aus der Krautrock-Ära erinnert. Ab „Reprieve“, dem fünften Song des Albums, stellen GRAILS jedoch unter Beweis, dass sie nicht nur improvisieren, sondern auch richtig schöne Melodien schreiben können. Leider werden viele dieser Momente nur angedacht und nicht weiter auskomponiert. Ausnahmen machen „Fevers“, das von einer tollen Steigerung lebt und das abschließende Highlight „Word made flesh“. Wer getrost auf ein besonderes Songwriting verzichten kann, und wem eine abwechslungsreiche Zusammenstellung an Ideen und die Schaffung einer bestimmten Atmosphäre ausreicht, der sollte die Vier jedoch durchaus einmal antesten. Schließlich haben sie auch NEUROSIS-Gitarrist und Label-Betreiber von Till überzeugt.
GRAILS – Redlight
- Beitrags-Autor:Jens Gerdes
- Beitrag veröffentlicht:20. Oktober 2004
- Beitrags-Kategorie:Tonträger