Dreimal wollte ich GLASS MUSEUM nun bereits sehen – dreimal ist es bislang gescheitert. Auf dem Reeperbahn-Festival 2018 machte der Hauptjob einen Strich durch die Rechnung (Tagung), auf dem Elbjazz 2019 war es der musikalischen Konkurrenz (ADHD) und der Entfernung der Location (MS Stubnitz) geschuldet und im April 2020 war ein gewisses Virus daran schuld, dass das Konzert nicht stattfand. Doch es gibt Hoffnung: ein Nachholtermin im Uebel & Gefährlich wurde am 01.09. festgezurrt. Wenn man bedenkt, dass in Hamburg Großveranstaltungen bis zum 31. August abgesagt wurden, könnte dies also ein Tag mit einer besonderen Bedeutung werden. Das erste Live-Erlebnis nach einem halben Jahr Konzertentzug, und seitdem ich mich in den letzten Tagen ausgiebig in ihr Album „Reykjavik“ hineingehört habe, bin ich mir sicher, dass es ein fantastisches Konzert werden könnte.
Denn dieses Debüt-Album (bisher gibt es von den Belgiern nur eine EP) vereint einen erstaunlich frisch klingenden Mix aus verspielten Rhythmen und einnehmenden Melodien. Der Vergleich mit GOGO PENGUIN liegt sicherlich auf der Hand – auch hier geben Melodien im Stile von Satie und Debussy auf dem Piano die Struktur der Songs vor. Bei GLASS MUSEUM wird aber durch den Wechsel vom Piano in Synthie-Klänge die elektronische Komponente, die bei dem Trio aus Manchester nur angedeutet scheint, weiter fortgesponnen. Zudem schaffen die sphärischen Flächen einen cineastischen Sound, wobei die jazzige Komponente im direkten Vergleich etwas mehr in den Hintergrund tritt. Dies ändert aber nichts daran, dass „Reykjavik“ nicht nur tolle Melodien bietet, sondern außerdem wahnsinnig groovt und zudem den Beweis antritt, dass Eingängigkeit und Komplexität keineswegs im Widerspruch zueinander stehen müssen.
Ein Kumpel hat mir voraus, die Band bereits auf dem letzten Elbjazz gesehen zu haben. Er sprach vom besten Konzert des gesamten Festivals. Ich beneide ihn ein wenig und freue mich bisweilen sehr auf den ersten September.