DOTA & DIE STADTPIRATEN – Das große Leuchten – live

DOTA & DIE STADTPIRATEN gibt’s ja nun schon wirklich eine lange Zeit. Da ist es natürlich auch mal Zeit für ein Livealbum. Wobei der Livefaktor kaum erkennbar ist, einzig der zwischendurch aufbrandende Applaus lässt darauf schließen, dass hier ein Aufnahmegerät mitlief. 14 Songs plus eine Ansage und ein längeres Intro, das kann sich schon sehen lassen. Manchmal sind die Lieder etwas lang geraten, da hat man die Gelegenheit beim Schopfe gepackt, musikalisch noch etwas mehr zu interpretieren und zu wagen. Aber Sätze wie „die Gegenwart ist unklare Gemengelage“ reißen alles wieder raus. Immer wieder wird klar, dass Dota Kehr eine Singer/Songwriterin zum Gernhaben ist. Manchmal vielleicht ein bisschen viel Reggae, ein bisschen viel Hintergrundgeblubber, aber insgesamt ist „Das große Leuchten – live“ durchaus ein Nugget im Sieb der deutschsprachigen Popmusik. Leider merkt man das aber auch an den aktuellen Eintrittspreisen. So man dann aber, wenn man das Glück hat, an einem Geburtstagstag zu einem DOTA & DIE STADTPIRATEN-Konzert zu gehen, einen Geburtstagssong wie auf diesem Album gewidmet bekommt, kann man über vieles hinwegsehen.
Die Poesie von Dota Kehr schafft es stets, in ihren Bann zu ziehen, selbst wenn die Songs zeitweise in allzu seichte Popgewässer abzudriften Gefahr laufen („Kein Morgen“, „Tempomat“). Auch der musikalischen Untermalungsabteilung gelingt es mittels heftiger Stilwechsel, den Hörer ans Gerät zu binden. Denn egal ob Bossa Nova, Chanson oder Liedermaching – das, was DOTA & DIE STADTPIRATEN bieten, hat stets Klasse. Ein Album, das mich zwar nicht vor Begeisterung vom Sitz reißt, aber eines, das mich auf demselben hält, um es noch einmal zu hören.
Besonders zu empfehlen: „Mantel“, „Warten auf Wind“ und „Immer die Andern“ sowie das großartige „Zuhause“.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.