Spannend begann der Abend gleich im doppelten Sinne: Erstens, weil ich endlich die grandiosen GENETIKS live sehen würde, und zweitens war ich auch sehr neugierig, wie das Hafenklang nach der ewig langen Renovierung geworden ist. Auf jeden Fall sind die Toiletten jetzt so, dass man sie betreten kann. Ansonsten hat der Umzug in die alten Räumlichkeiten nicht viele Vorteile, jedenfalls von der Anbindung an Bus und Bahn her. Doch bei drei Bands kann man es sich sowieso abschminken, die letzte Bahn zu erwischen. Na ja, egal…
So war es dann doch recht dürftig gefüllt, als ABBAU WEST die Bühne betraten. Also, leicht hatten sie es nicht, ihrem Publikum so richtig einzuheizen. Aber sie taten ihr Bestes, doch mehr als ein Kopfnicken war bei den Gästen nicht abzustauben. Da dachte ich, man muss ja auch mit seinen Kräften haushalten, nicht, dass keine Energie zum Tanzen mehr übrig ist, wenn die Hauptband dran ist.
Umbaupause, Getränk, und weiter geht es mit dem bunt zusammengewürfelten Haufen aus Bandmitgliedern der USA und Deutschland. RABBLEROUSERS setzen sich zusammen aus Bill Collins (Vocals/Guitar), Gary „Chops“ MacConnie (Banjo/Mandoline), Elf (Lead Guitar / Ex-SLIME), Andy Merck (Bass / VELVETONE) und Ray „Termite“ DeVaryo (Drums / VELVETONE). Doch mit ihrem politischen Irish Folk-Punkrock hauten sie mich und auch die anderen Gäste nicht so richtig vom Hocker. Nett, aber nichts Besonderes. Das Beste an dem Gig war noch die Coverversion des SLIME-Klassikers „Legal, Illegal, Scheißegal“. Und ich war immer noch der Überzeugung, alle wollten ihre Kräfte sparen, um gleich so richtig abzutanzen…
Als die GENETIKS die Bühne betraten, bot sich uns im sprichwörtlichen Sinne ein Bild für die Götter, denn sie waren allesamt im römischen Outfit gekleidet. Sänger Maik präsentierte sich in einer rot-weißen Toga mit goldenem Lorbeerkranz, und der Rest der Truppe zeigte sich als römische Legionäre. Nur gut, dass Asterix und Obelix nicht zugegen waren. Aber die Jungs wussten nicht nur optisch zu überzeugen. Wie ich es schon bei den beiden CD-Kritiken erwähnte, liefern sie einen perfekten Sound ab, der mit jeder Menge Power gewürzt ist. So hauten sie uns eine geniale Soundwand entgegen. Der Schweiß floss, jedenfalls auf der Bühne, und so ließen sie schnell die römischen Hüllen fallen. Besonders quirlig kam der Bassist rüber, er kletterte auf die Boxen, tobte durchs Publikum und war halt ziemlich außer Rand und Band. Alle alten und neuen Hits wurden gespielt, und sogar ein paar noch nicht veröffentlichte Songs waren mit dabei. Leider tauten die Gäste erst so richtig bei den Zugaben auf, und so wurde endlich auch der geniale Mix aus Punk und New Wave mit ausgiebigem Tanzen und Springen gewürdigt. Trotzdem konnte ich es nicht begreifen, dass der Laden nicht aus allen Nähten platzte; da haben viele, viele ein super Konzert verpasst. Da kann man nur sagen, selbst Schuld. Aber vielleicht kommen sie ja im nächsten Jahr wieder, dann kommt doch bitte in rauen Mengen, und lauscht den Klängen des römischen Imperators – ihr werdet es nicht bereuen. Und ausverkaufte Konzertsäle würden den GENETIKS wirklich gerecht werden. Super Show und klasse Sound, viel besser kann ein Konzert wohl kaum sein.