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GALLOWS – Grey britain

Kann man dauerangepisst sein? Ich meine immer gleich geladen? Von morgens bis abends? Jeden Tag? GALLOWS SIND angepisst! Deshalb gibt es „Grey britain“. Insel-Hardcore die Zweite. Dank Majorrückgrat kann man sich Gggarth als Produzenten und Andy Wallace als Mischer leisten. Diese zimmern den fünf Wadenbeißern auch einen entsprechend fetten Sound, der ihnen ein breiteres Publikum bescheren sollte, als dies noch das eher rotzige Debüt „Orchestra of wolves“ vermochte. Überraschend rechnet das wüste Quintett aus Watford diesmal mit den derzeitigen Verhältnissen im Inselreich ab, wobei die Wortwahl erwartungsgemäß drastisch, aber überraschend vielschichtig und selbstkritisch ausfällt. Damit sind sie vielleicht DIE politische Brit-Band der Stunde. „Grey Britain is fucking dead. So cut out throats, end our lives. Let´s fucking start again.“ Deutlicher geht´s wahrlich nicht. Musikalisch gibt es allerdings nicht viel innovativ Neues. Hardcorepunk, vorwiegend amerikanischer Prägung (DISCHARGE, BLACK FLAG), ein paar moshige Anleihen bei alten und neueren Riffgrößen wie z.B. RAGE AGAINST THE MACHINE („Leeches“) und metallische Doublebass-Passagen (u.a. „Black eyes“, „The riverbed“). Nicht selten fühlt man sich an die seligen DEAD KENNEDYS erinnert. Sonderlich originell ist das nicht. Da helfen auch die neu eingestreuten ruhigen Passagen, Keyboards oder gar ganz Orchesterpassagen („Crucifucks“) noch nicht viel. Doch wer weiß, vielleicht werden wir in Zukunft mehr Songs wie „The vulture (acts I & II)“ hören oder hymnische Passagen wie am Ende von „Queensberry rules“. Dann könnte diese Band tatsächlich noch richtig groß werden. Trotz allem wirkt „Grey Britain“ auch so schon wie aus einem Guss, kickt von vorne bis hinten Arsch, bietet abwechslungsreiches Liedgut und immer wieder Melodien, die das Gezimmer aus dem Sumpf puren Stumpfsinns herausheben. Immer und überall präsent: Das heisere Geschrei von Frank Carter, kräftigst unterstützt durch Gitarrist und Bruder Stephen und Gästen wie Richard Carter, Rolo Tomassi und CANCER BATS. Das muss man schon mögen, oder man kann gleich die Finger von diesem Album lassen, denn Variationen sucht man vergebens. Womit wir wieder beim Beginn dieser Kritik landen: Der ganzkörpertätowierte Frank Carter mag gefährlich aussehen, er mag auch gefährlich klingen, aber irgendwie kommt einem der Spruch von den nichtbeißenden bellenden Hunden in den Sinn, denn 24/7-Wut ist einfach unrealistisch. Andererseits liefert „Grey Britain“ Spaß und Stoff zum Nachdenken. Da darf man nicht groß meckern. Wie so eine Band jedoch bei einem Branchenriesen unterkommen konnte, bleibt ein Rätsel.