FLUTEN – Splitter

Wenn man die CD eines Kollegen besprechen darf, ist da ja immer dieses leise Pochen im Kopf, das einen auf das Risiko dabei aufmerksam machen möchte. Was passiert, wenn ich die Musik mal so überhaupt nicht mag? Glücklicherweise nehmen FLUTEN diese Ängste schon mit den ersten Tönen von „Splitter“, die sich sofort in den Gehörgängen festbeißen, selbst, wenn danach die Ohren bluten sollten. Mit einer schönen Mischung aus Punk, wavigem Elektro, Hardcore und Screamo, also durchaus der etwas härteren Gangart, brechen Fluten wie die Namensgeber über den Hörer herein, erinnern dabei in ihrer ungebremsten, unangepassten Art an die frühen FIRE IN THE ATTIC. Neben vielerlei musikalischen gibt es auf „Splitter“ auch eine Vielzahl sprachlicher Wechsel – ob nun Englisch, Deutsch oder Französisch. Dennoch wirkt dieses Album als Einheit und Ganzes, in keiner Weise zerstückelt oder gar zerbrechlich. Man merkt diesem live aufgenommenen Silberling und den darauf vertretenen Musikern den großen Spaß an ihrem Tun an. Lässt man sich auf „Splitter“ ein, dann tut man dies – wie die Herren selbst schon singen – „kopfüber“. Der Sturz ist dabei das Erlebnis, ob er nun vom Bungeeseil aufgefangen wird oder aber mit dem Aufprall endet, spielt im Moment des Musikgenusses keine Rolle, die Empfindungen im Fallen sind von Bedeutung. Und die Entscheidung, überhaupt gesprungen zu sein. FLUTEN aus Hamburg beweisen, wie kraftvoll, lebendig und eben auch abwechslungsreich und neu dieses abgenutzte Wort „Rock“ noch klingen kann. Und „Splitter“ ist somit wieder ein Kollegen-Album, das gefällt. Bleibt dennoch die Frage, was passiert, wenn das irgendwann einmal nicht der Fall sein sollte.

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.