Pünktlich zum Beginn der Festivalsaison schmeißen die für ihre äußerst partykompatiblen Auftritte bekannten Folk-Punkrocker von FLOGGING MOLLY ein neues Album auf den Markt. Doch wer sich die Mühe macht, sich mit den darauf enthaltenen Liedern und allen voran deren Texten genauer auseinander zu setzen, der wird merken, dass auf „Speed of darkness“ keineswegs Spaß und gute Laune im Vordergrund stehen, sondern dass es sich hierbei um das bislang ernsteste und melancholischste Werk der irisch-amerikanischen Musikkollaboration handelt. Die Auswirkungen der globalen Wirtschaftskrise, die gerade in den USA viele Menschen aus der Unter- und Mittelschicht getroffen und Irland an den Rand des Staatsbankrotts geführt hat, diente FLOGGING MOLLY-Frontmann Dave King und seinen Mitstreitern als Hauptinspiration zu diesem Album und veranlasste die Band zu einer weitreichenden Kritik an den wirtschaftlichen und sozialen Missständen auf diesem Planeten.
Parallel zu den nachdenklichen Texten schlägt die Band zudem an ihren Instrumenten vermehrt ruhigere Töne an. Anfangs mag einem diese Entwicklung vielleicht gar nicht auffallen, denn der Titeltrack „Speed of darkness“ und das darauf folgenden „Revolution“ sind noch typische FLOGGING MOLLY-Lieder, wie man sie bisher von der Band gewohnt war. Doch im weiteren Verlauf wird die Veränderung immer deutlicher: Typische Punkrock-Gitarren hört man nur noch selten, dafür findet man zunehmend unkonventionelle Stücke vor, wie das an traditionelle Seefahrerlieder erinnernde „The heart of the sea“, das Country-Duett „A prayer for me in silence“ und vor allem das schwermütige „The cradle of humankind“, welches als Klavierballade beginnt und sich schließlich zu einer mitreißenden, optimistischen Hymne hochschaukelt.
Ein wenig gewöhnungsbedürftig ist die Entwicklung, die FLOGGING MOLLY auf diesem Album vollzogen haben, schon. Man merkt ihnen an, dass sie neue Wege bestreiten wollten, was ihnen auch zweifelsfrei gelungen ist, denn im Gegensatz zu den Vorgängeralben ist „Speed of darkness“ relativ unvorhersehbar. Doch war es andererseits nicht zu einem gewissen Teil die Einfachheit und die unbändige Energie, die das Erfolgsrezept der Band ausgemacht hat? Es bleibt also abzuwarten, wie die zahlreichen FLOGGING MOLLY-Fans auf das neue Werk, das diesmal übrigens auf dem neugegründeten bandeigenen Label Borstal Beat Records erscheint, reagieren. Doch selbst, wenn es die ein oder andere kritische Stimme geben sollte, bin ich mir sicher: Spätestens, wenn die neuen Stücke live gespielt werden, gibt es beim Publikum sowieso kein Halten mehr.