FLIEHENDE STÜRME – Warten auf Raketen

Die Maschine läuft und läuft und läuft. FLIEHENDE STÜRME, allen voran ihr Mastermind Andreas Löhr, scheinen unzerstörbar zu sein. Das Projekt existiert seit über 28 Jahren, und obwohl sich der Stil in all der Zeit kaum verändert hat, weiß jede Platte aufs Neue zu begeistern. „Warten auf Raketen“ bildet da keine Ausnahme. Auffällig ist, dass Löhr die Platte im Gegensatz zu den letzten FLIEHENDE STÜRME-Veröffentlichungen nicht mehr alleine und unter Zuhilfenahme eines Drumcomputers eingespielt hat, sondern seine aktuelle Live-Band mit ins Studio nahm. Gerade durch das „echte“ Schlagzeug klingt das neue Songmaterial etwas dynamischer und weniger steril als zuvor. Ungeachtet dessen bekommt der Hörer die altbekannte Mischung aus treibendem Punksound und atmosphärischem Dark Wave zu hören. Es sind eher Feinheiten, die das neue Werk von seinen Vorgängern unterscheidet, und das klangliche Spektrum scheint mir noch ein wenig breiter als bisher. „Führerlos“ beispielsweise zählt mit Sicherheit zu den wütendsten Stücken, die man von den FLEHENDEN STÜRMEN in den letzten Jahren gehört hat. Deutlich ruhiger geht es dagegen in „Werk III“ zu, denn der Song könnte glatt als epische Düster-Pop-Ballade durchgehen. Da kann sich der Graf mal eine dicke Scheibe von abschneiden, hehe… Als Hidden-Track wurde zudem noch ein Remake des Songs „Zerstörung“ auf der CD versteckt, der im Original auf der gleichnamigen 7″-Single von 1989 zu finden ist. Somit ist auch „Warten auf Raketen“ wieder existentieller Pflichtstoff für den selbstbewussten Depro-Punk von heute.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.