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FELL ASLEEP – 11pm: escape

Ach wie süüüüüüüß: FELL ASLEEP aus Nordrhein-Westfalen präsentieren uns mit „11pm: escape“ ihr erstes Baby. Und wie es sich für ein anständiges Neugeborenes gehört, wird erst einmal kräftig geschrien: Screamo ist das Stichwort, oder nennen wir es doch lieber Emocore? Wie auch immer – wenn es schreit, ist es gesund, und das ist die Hauptsache. Natürlich kann man beim ersten Kind noch nicht alles 100% richtig machen, man muss schließlich erstmal Erfahrungen sammeln, und so findet man auch in diesem Fall hier und da mal einige Kleinigkeiten, die beim nächsten Mal besser gemacht werden könnten. Aber wir wollen auch nicht zu hart sein, denn die sechs Songs sind wahrlich nicht von schlechten Eltern. Gekonnte Wechsel zwischen harten und ruhigeren, melodischen Passagen zeugen von einem guten Gespür für Songwriting, und der Sound wird durch eine satte Produktion gut in Szene gesetzt. Und auch textlich gibt sich der kleine Racker sehr aufgeweckt, wird sich doch neben persönlichen Themen auch mit ernsten, sozialkritischen Inhalten auseinandergesetzt. Wie etwa in dem Song „Lines are drawn“, der das oftmals tabuisierte Thema „Ableism“ aufgreift und diskriminierende Alltagssituationen aus der Sicht eines Rollstuhlfahrers beschreibt. Sehr schön und treffend ist dabei die folgende Textzeile: „Tell me now who is the handicapped of me and you when social behaviour would be the norm.“ Ohne Zweifel: „11pm: escape“ ist trotz seines etwas exotischen Namens ein richtiger kleiner Wonneproppen, und ich freue mich jetzt schon auf ein kleines Geschwisterchen.

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.