Auch wenn der Markt mittlerweile von Balkan Folk und Klezmer gesättigt scheint, bieten FARMERS MARKET mit ihrem vierten Album „Surfin‘ USSR“ eine interessante und anspruchsvolle jazzorienierte Alternative. Orientalische Skalen werden mit rockigen und poppigen Einflüssen vermischt. Mitunter sogar vergleichbar mit Rai und dadurch durchaus tanzbar. Manchmal ist die Jazz-Combo rhythmisch vertrackt wie MR. BUNGLE. Diese sehr farbenfrohe lustige Stimmung mit dem Hang zum Theatralischen klingt für mich manchmal ein wenig sehr exotisch und provoziert dabei manchmal eher stereotype Bilder. Pathos und Herz zerreißen ist bei Balkan-Folk Pflicht. Ins Klischee passt nicht, dass FARMERS MARKET aus Norwegen kommen – allerdings ist ihre Besetzung zum Teil osteuropäisch. Die Fusion von Versatzstücken aus West und Ost stellt in gewisser Weise den musikalischen Versuch dar, die ehemaligen Blöcke West und Ost zu versöhnen, was sich auch in dem ironischen Titel „Surfin‘ USSR“ und in der liebevollen Gestaltung der Papphülle mit der symbolischen Zusammenstellung aus US-amerikanischer und sowjetischer Kultur widerspiegelt. Auf insgesamt 16 Tracks mit 60 Minuten Laufzeit wird dem Hörer eine Menge geboten und durchaus auf Augenhöhe mit Größen wie GOGOL BORDELLO. Wer auf Gesang verzichten kann und stattdessen virtuos und orientalisch gespielte Saxophone und Klarinetten wie im Free Jazz oder Bebop mag, ist hier richtig. Im Mai spielt die aufstrebende Band FARMERS MARKET sogar in Japan.