FANGS – Automatic RocknRoll

Wer dachte, der New Wave of british New Wave wäre tot, hat sich wohl einigermaßen getäuscht. Denn hier sind FANGS aus Glasgow, um uns alle vom Gegenteil zu überzeugen. Da beginnt der Boden zu glühen, das Neonlicht flackert und man muss einfach mitsingen: „Your kisses gonna sting my lips“. Mit dem Opener „Kisses“ hat einen das Quartett aus Schottland auch schon in seinen Bann gezogen. Ein fesselnder Rock-Elektro-Wave-Indie-Mix, dessen Zutaten gut abgeschmeckt sind und perfekt serviert werden. Hinzu kommt ein guter Schuss Ironie (wie etwa die kleine Anspielung auf „It´s my party“ in „Sicko“). Man muss sich einzig fragen, ob dieses entsetzliche Cover und dieses eckige „S“ im Bandnamen hat sein müssen. Das erinnert dann doch zu sehr an ein 90er-L´Oreal-Magazin… und schlimmeres.
„Automatic RocknRoll“ funktioniert nur laut und dreckig, ist nichts für gemütliche Kaminabende in klirrender Kälte, sondern eher für verschwitzte Clubnächte. Aber auch das kann das Herz eines 80er-Jahre-Kindes durchaus höher schlagen lassen. Man möchte selbst hier im stillen Kämmerlein die Arme hochreißen, die Luftgitarre auspacken und abspacken. Schön, dass es solcherlei Keyboardgeflirre und Waverhythmen noch gibt, schade, dass die Band so eine im wahrsten Sinne des Wortes „Modeerscheinung“ ist. Denn das macht sie nicht gerade sympathisch, sondern eher so liebenswürdig wie die neueste Plastikidee aus dem Hause Martell.
Dennoch: ein Album für die langen Nächte in den großen Städten und kleinen Läden. Man hört den FANGS an, dass sie live sicherlich eine große Nummer sind, die die Meute zum Tanzen bringt und mit heiser gesungenen Stimmbändern nach Hause gehen lässt. Kein Winteralbum, aber eins für die kommenden Parties. Was machst du heute Abend?

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.