Nach den Briten und Amerikanern sind es wohl die Skandinavier, die sich im Lande großer musikalischer Beliebtheit erfreuen. Die Indierocker lieben Schweden, die Metaller verehren Finnland. Mit DISCO ENSEMBLE kommt nun eine Rockcombo nach Europa, die ihres gleichen sucht. 2006 ließen die Jungs aus Finnland bereits mit "First aid kit" aufhorchen. Nun der Nachfolger „Magic recoveries“. Während man in der Heimat zu einem wahren Chartstürmer geworden ist, muss der Rest Europas noch erst als Fanschar erspielt werden.
Anders als der Name erst erahnen lässt, handelt es sich nicht um eine weitere Elektro-Rock-Combo. Ganz im Gegenteil. „Wir sehen uns als Punkrock-Band“, sagt Drummer Mikko.
Schubladendenken ist nichts für die Finnen, da sie ihre Musik nicht mit einem Wort beschrieben haben möchten. „Das ist wie mit dir“, erklärt mir Sänger Miikka. „Ich finde dich echt nett, aber ich könnte dich nicht mit einem Wort beschreiben.“
Und was bei mir nicht geht, ist auch bei den Finnen gar nicht so einfach. Irgendwo zwischen Punk, Hardrock und Indie pendeln die Jungs, die sich auch gern von elektronischen Klängen begleiten lassen. Das Live-Resultat pustet den Zuschauer dann fast aus den Schuhen. Druckvoll und mit einem Energiebündel von Sänger geht es hoch her. Kein unnötiges Wort, sondern einfach Song an Song, dominiert vom genialen Gitarrenspiel des Jussi Ylikoski.
Und doch sind die Jungs im deutschen Raum noch eher ein Geheimtipp, auch wenn sie irgendwo bei Pro7 wohl einen großen Fan sitzen haben, der ihre Songs schon für zwei "TV Total"-Werbespots missbrauchte. Ob sie ihr Geheimtipp-Dasein stört? „Nein“, sagt Miikka. Es sei eher erfrischend, so unterschiedliche Gigs
zu haben. „Hier musst du immer 100% geben, um dir neue Fans zu erspielen.“
Ganz anders ist es da in der Heimat. Dort sind die Konzerte regelmäßig ausverkauft, und die Jungs können sich vor kreischenden Mädchen kaum retten. Anders als hierzulande braucht es kein HipHop oder Popmusik, um mal ganz oben am Charthimmel in Finnland zu stehen. „Ich glaube, die Finnen mögen kein Pop und HipHop. Finde ich ’ne gute Sache“, grinst Mikko. Sänger Miikka schiebt es dann eher auf die Größe Finnlands: „Ich glaube, dass es bei uns auch einfacher ist, berühmt zu werden, auch wenn deine Videos nicht im Fernsehen gezeigt werden.“ Und trotz der Popularität in der Heimat, planen DISCO ENSEMBLE nicht den großen Angriff, um Weltstars zu werden. „Ich bin eher jemand, der abwartet, was kommt“, lacht Miikka. „Wir sind eher ziemlich pessimistisch und freuen uns daher immer, wenn wir wieder was erreicht haben.“ Berühmtheit also nur ein positiver Nebeneffekt des gemeinsamen Musizierens?
„Es ist eher ein Bonus. Wir sind nicht frustriert, wenn wir nun nicht großartigen Erfolg haben“, erklärt Drummer Mikko. Vielmehr freue man sich, dass man als kleine finnische Band Europatourneen spielen darf, wovon man bei der Bandgründung nicht mal geträumt hätte. Und selbst, wenn nichts passiert wäre, wären die Jungs froh, ihre Musik zu machen.
Klingt reichlich bescheiden. Aber irgendwelche
Wünsche muss doch auch eine aufstrebende junge Band haben. „Ich würde gern so weiter machen bis ich 50 bin, da es mir mit den Jungs einfach riesigen Spaß macht“, äußert Mikko als seinen großen Wunsch. Na, dann kann man sich ja noch auf viele Jahre DISCO ENSEMBLE freuen.
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