Dass Ismail Tüfekci unerkannt an der langen Schlange wartender Konzertbesucher vorbeikommen würde, war wohl ein Trugschluss. „Hey Isi! Spiel heute Abend aber keinen Kuschelrock! Kein DAVID GUETTA!“ rief ihm eine Traube sichtlich angetrunkener Jugendlichen hinterher. Er quittierte es mit einem kleinen Schmunzeln.
Ismail Tüfekci ist einer der beiden Köpfe hinter DIGITALISM, das Konzert in der Hansestadt war ihr letztes in diesem Jahr in Deutschland. Gefolgt von Auftritten quer durch Europa, Japan, Kanada, den USA und Australien, bevor es zum Jahresende für ein gutes Dutzend Konzerte erneut über den großen Teich geht. Und dennoch war dies ein besonderes Konzert, haben sie inmitten des ständigen Touralltags in Hamburg schließlich immer noch ihre Homebase. DIGITALISM lieben Hamburg und Hamburg liebt DIGITALISM. Das Konzert in der Markthalle war bereits seit Wochen ausverkauft, der Einlass vollzog sich ob der strengen Taschenkontrollen schleppend.
Um zehn Uhr zuckten erste Lichtblitze über die Bühne, im Hintergrund drei Herzen, die als Projektionsfläche für die Visuals dienten. Kannte man natürlich bereits vom aktuellen Album „I love you, dude“ bzw. der dazugehörigen ersten Single „2 hearts“. Die Halle war mittlerweile bestens gefüllt, die Temperaturen standen kurz vorm Siedepunkt. Es folgte ein anderthalbstündiger Mix aus beiden Alben, die Stimmung war beeindruckend. Wobei festzustellen ist, dass ruhige Sachen wie „Just gazin´“ nicht so recht zünden wollten, dicke Bässe dafür umso besser. Aber das ist ja auch genau das, was die Leute an DIGITALISM mögen: eingängige Melodien und Beats für den Dancefloor. Unterstützt wurden sie von einem Live-Schlagzeuger und einer tollen Light Show. Hits wie „Pogo“, „Zdarlight“, das CURE-Cover „Digitalism in Cairo“ und „2 hearts“ kamen erwartungsgemäß am besten an, aber auch schlichte „Hamburg!“-Rufe wussten das Publikum in Ekstase zu versetzen. Dass Sänger Jens Mölle nicht jeden Ton traf und manche Effekte doch recht simpel waren, spielte dabei nur eine Nebenrolle. Heute wurde Hamburg gerockt und in zwei Wochen schon wieder New York. Kuschelrock geht definitiv anders.