Wie regelt eine Band aus Neuseeland das eigentlich mit den Instrumenten, wenn sie in Europa auf Tour ist? Seltsam, dass mir diese Frage erst nach Hunderten Konzerten in den Sinn kommt und man sie sich genauso gut bei Ami-Bands stellen könnte. Doch fangen wir vorne an, das heißt in diesem Fall bei der Support-Band PETE AT THE STARCLUB. Wo sich schon die nächste Frage anschließt: warum habe ich die Hamburger bisher noch nie live gesehen, obwohl es sie inzwischen seit 16 (!) Jahren gibt? Selbst wenn der große Durchbruch noch auf sich warten lässt, tauchen PETE AT THE STARCLUB doch in gewisser Regelmäßigkeit immer wieder im Vorprogramm diverser namhafter Bands auf (KARIES, WE WERE PROMISED JETPACKS, BEACH SLANG, …). Nun also Premiere. Und da wissen die Damen und Herren durchaus zu überzeugen. Ein bisschen fühlt sich ihr Konzert wie eine Zeitreise zurück in ihr Gründungsjahr an, als Emopop noch Hochkonjunktur hatte. Dies mag der eine oder andere vielleicht altbacken finden, aber wenn ein Genre nahezu in der Versenkung verschwunden ist, können nostalgische Gefühle durchaus etwas Angenehmes haben. Dazu ein Sänger, der nicht nur gute Melodien schreibt, sondern auch die entsprechenden Töne problemlos trifft, ist ebenfalls keine Selbstverständlichkeit. Ein bisschen mehr Bewegung auf der Bühne, ist das Einzige, was es noch zu beanstanden gibt, aber einen guten Einstieg in den Abend lieferten PETE AT THE STARCLUB allemal ab.
Gespannt war ich bei DIE! DIE! DIE! vor allem darauf, wie sich die musikalische Entwicklung hin zu ihrem neuen Album live auswirken wird. So richtig warm geworden bin ich mit „Charm. Offensive“ ja nicht, was im Grunde sehr schade ist, da die Neuseeländer durchaus zu meinen Lieblingsbands zählen. Die Gitarrenmelodien auf ihrem sechsten Album waren jedoch so sehr in Hall- und Störgeräuschen versteckt, dass der Zugang dazu recht schwer fiel. Richtig leicht hatten die drei Herren es in dieser Hinsicht im Hafenklang erst recht nicht, da die Mischerin im Goldenen Salon dafür bekannt ist, Bass und Gesang immer schön laut zu drehen und die Gitarren mehr oder weniger zu ignorieren. Leider auch heute wieder. Dafür war der Bass aber so präsent, dass die ganze Musik mehr in Richtung Punkrock tendierte, was ihnen durchaus gut zu Gesicht steht. Denn an Liveenergie mangelt es den drei Inselstaatlern nun wirklich nicht. Da verlässt Sänger und Gitarrist Andrew Wilson auch gern einmal die Bühne, wenn er nicht gerade singen muss, tanzt und hüpft so viel über die Bühne, dass sein anfangs noch frisch gebügeltes Hemd am Ende der Show komplett durchgeschwitzt ist. Und rückblickend betrachtet passen die neuen Songs sehr gut in das Set von DIE! DIE! DIE!, weil sie zwischen den melodischeren Momenten für einen schönen Kontrast sorgen. Wobei die Herren aus Auckland stilistisch eh eine dermaßen breite musikalische Vielfalt bieten, dass hier im Grunde ein jeder auf seine Kosten kommt, der entweder mit Indie, Punk, Shoegaze, Postpunk oder Noise etwas anfangen kann. Im Anschluss an den Auftritt sprachen einige Gäste von ihrem Konzert des Jahres. Und ich kann im Nachhinein auch den Sinn von „Charm. Offensive“ erkennen. Und kommen wir noch mal zurück zur Ausgangsfrage: Gitarre und Bass nahm die Band im Flugzeug mit, die übrigen Instrumente wurden ausgeliehen. Hätten wir das auch geklärt.