Artwork ist eines der Zauberwörter von DEAR JOHN LETTER. Das Debüt war ein Kunstwerk aus einer genähten Hülle, sorgfältig ausgestanztem Innensleeve und gefaltetem Lyricsbogen samt Bandfoto. Inzwischen heimisch geworden bei dem Hamburger Label Labelship, lebt auch der Nachchfolger von seiner aparten Aufmachung – diesmal zieht sich eine gezeichnete, facettenreiche und lückenlose Häuserreihe über die gesamte Platte. Was erwartet uns dieses Mal musikalisch auf „Part & Fragment“? Ebenfalls eine Aneinanderreihung von sehr variantenreichen Songs – gleich der verschiedenen Häuser auf dem Cover ohne Pause. Zudem lassen sich die Augsburger Jungs nicht in eine feste Schublade pressen – irgendwo zwischen Post- und Progressiv Rock. In den knapp 60 Minuten trifft der Hörer auf zehn knackig-kurze bis hin zu extrem ausladenden Songs. Das betrifft nicht nur die Länge der Tracks, sondern auch den musikalischen Inhalt – von kurzweilig bis langatmig.
Ein softer Einstieg ist durch „You remain unshakeably calm“ gegeben, das zunächst langsam und geradlinig in das Album einführt. Ähnlich entspannt gibt sich „The looking glass“, erst mit dem großartigen „Silent sirens“ wird die vertrackte Kunstfertigkeit demonstriert, welche die Band bereits auf ihrer ersten Platte so wunderbar ausgeführt hat. Düster-ausladend wird es immer wieder auf dem Album, im Gegensatz dazu hebt sich die einprägsam helle Stimme von Martin Fischer ab. Auch die Fragmente dürfen natürlich nicht fehlen, z. B. „That´s the way the cookie crambles“ und „The silver ring of the bell“. Die fünf Musiker bedienen sich neben Gitarre, Schlagzeug und Bass auch an Keyboard, Synths, Percussions und Stabspielen. Einen würdigen Abschluss bildet das längste Stück des Albums „Kandi“, welches noch einmal die ganze Kunst von DEAR JOHN LETTER in einem Song vereint. Eine Platte, bei der eine intensive musikalische Auseinandersetzung nur von Vorteil sein kann.