You are currently viewing DAYS IN GRIEF – Mutti fragt

DAYS IN GRIEF – Mutti fragt

Die vier Kölner sind nicht erst seit ihrer letzten Platte "Behind the curtains of a new tomorrow" in aller Munde. Da ich mich aber im Vergleich zu (as) nicht wirklich für solche Musik auf CD begeistern kann, gibt es heute mal ein Interview, das nicht auf die neue Platte bezogen ist, sondern auf Vorurteile.

[F]Ich habe eigentlich noch keine CD von euch gehört, habe euch dafür aber mittlerweile dreimal live gesehen. Wenn man sieht, wie ihr abgeht, ist man doch sehr überrascht, so als vermeintlich sympathische Typen von nebenan. Geht das allen so, wenn sie euch das erste Mal sehen? Wie war das mit euren Eltern?
[A]Florian: Man bekommt es ja meistens nicht mit, ob es das erste Mal ist oder nicht. Ich kenne auch keinen, der so gar nicht wusste, was mir machen und dann seinen Kommentar dazu abgegeben hat. Außer natürlich so Sachen wie „muss der denn so schreien“ oder „der Sänger kann ja gar nicht singen“. So was sagt aber heute kein Mensch mehr.
Jörg: Bei mir war es auch so, dass ich schon immer Metal zu Hause gehört hab. Da waren dann die Konflikte vorprogrammiert. „Mach das leiser“ blabla… Es war irgendwie klar, dass ich auch mal so eine Scheiße machen würde.

[F]Und deine Eltern, besonders dein Vater, haben dem nicht entgegengewirkt und dir ein paar alte Rockplatten vorgespielt?
[A]Jörg: Haha, ich glaub, so was haben wir alle ertragen müssen.

[F]Was gab es sonst außer Metal in eurer Jugend?
[A]Jörg: Ich hatte mal so eine Doc Martens mit Stahlkappen-Phase…
Florian: Ich war auch der klassische Langmähnige mit Longsleeve…
Sebastian: Ich komme eher aus der Rockszene, Gitarrenbands wie GUNS ’N’ ROSES hab ich früher viel gehört. Und dann die Skate-Punk-Phase, die wir alle irgendwie durchgemacht haben.

[F]Und was gab dann letztlich die Richtung für DAYS IN GRIEF vor?
[A]Florian: Ich hab früher viel IN FLAMES gehört und auch IRON MAIDEN, dann noch die melodischen Sachen aus dem Skate-Punk, die Schnelligkeit noch dazu.
Jörg: Der Geschrei und der Gesang abwechselnd, in der richtigen Mischung, ist meiner Meinung nach, wenn es gut gemacht wird, auch etwas sehr Erfrischendes.

[F]Wie steht ihr zu den Vorwürfen, die gerade in den USA erhoben werden, dass Metal im Allgemeinen Kinder in den Selbstmord bringt, etc.?
[A]Jörg: Solche ultra-religiösen Gruppen, die das meistens behaupten, sind mir viel zu weit weg. Nur weil jemand laute, aggressive Musik hört, löscht doch keiner sein Leben aus. Es gibt da zwar diese Ultra-Death Metal-Szene mit Satanismus und dem ganzen Zeug, aber die ist wirklich nur sehr klein und vor allem auch sehr speziell. Du hast doch auch heute bei Konzerten kaum noch Schlägereien und wirklich Gewalt, das sind alles nur Ausflüchte und Vorurteile.

[F]Wie ist das bei Konzerten von euch? Friedliche Stimmung oder doch manchmal schon Randale am Rande?
[A]Jörg: Man guckt halt schon, dass sich niemand verletzt, und dass es nicht zu sehr abgeht. Wenn ich so was sehe, dann sage ich halt: "Hey, passt auf euch auf!" und gehe vielleicht selbst auch einen Schritt zurück, um das nicht weiter anzuheizen. Eigentlich ist das aber immer friedlich.

[F]Es hat mal jemand über Screamo/Metal-Bands gesagt, dass es „Rich-White-Kids-Music“ wäre, die keine wahre Rebellion in sich trägt, sondern einfach nur Spielerei ist.
[A]Jörg: Das ist schon ziemlich intolerant, allen Leuten aus „reichen“ Familien von vorneherein abzusprechen, dass sie sich engagieren und etwas bewegen wollen, und außerdem ist es ja wohl auch nicht so, dass, wenn ich aus einer „armen“ Familie käme und dann Autos anstecken würde, das dann eine bessere Sache wäre. Genauso dieses Bild, dass Steineschmeißen auf Polizisten, die auch nur Menschen sind, für eine bessere Welt sorgt… Ich finde diese ganze Aussage ziemlich schwachsinnig.

[F]Warum singen DAYS IN GRIEF englisch und nicht deutsch? Auch jetzt mal im Rahmen Deutschquote im Radio, deutsche Bands im Radio, etc.
[A]Florian: Ich finde die englische Sprache einfach angenehmer, gerade vom Klang her.
Jörg: Außerdem sollen uns alle verstehen können (lacht). Ich würde es mir auch nicht zutrauen, einen wirklich guten deutschen Text zu schreiben, der nicht sofort nach Schlager klingt, während ich denke, dass meine englischen Texte ganz ok sind.

[F]Ok, also deutsche Musik eher nicht, aber was läuft bei DAYS IN GRIEF im Tourbus?
[A]Florian: JIMMY EAT WORLD, AIR, … Es gibt nichts Größeres als Balladen von JEW
Jörg: Ich höre auch gerne mal HipHop.
Florian: Manchmal hören wir auch gar keine Musik.
Sebastian: Stimmt, ist auch schon manchmal anstrengend, wenn man jeden Abend Konzerte spielt und einfach ständig von lauter Musik umgeben ist.

[F]Ist eine Tour eher eine gute Zeit oder eine harte Zeit für euch?
[A]Florian: Es ist schon anstrengend und nicht gerade wie Urlaub, aber immer noch deutlich besser als alles andere.

[F]Auch jetzt noch? Mit so ein wenig Druck der Plattenfirma im Rücken?
[A]Sebastian: Also einen Erfolgsdruck direkt, den gibt es bei uns nicht. Klar, wollen wir immer noch besser werden, alles besser machen, aber nicht wegen des Drucks einer Firma, den es von Seiten Eat the Beat auch gar nicht gibt.
Florian: Bei Konzerten gibt es eh keinen Druck. Da wir wegen der Arbeit nicht so viel touren können, ist es halt immer etwas sehr Besonderes auf Tour zu sein, was dir täglich Freude bereitet.