DANKO JONES – Never too loud

Fast hätte ich mir vor Freude in die Hose gemacht, als ich die Platte endlich in den feuchten Händen hielt und mein Blut vom zu hohem Serotonin-Spiegel fast zu Brei wurde. Endlich, endlich wieder, dachte ich mir, gibt es Weihnachten und Geburtstag zusammen für mich und ein Dauergrinsen für mehrere Tage. Was sind das nur für glückselige Momente, die mir DANKO JONES immer wieder und mit Leichtigkeit bescheren? Ach, Liebe ist es. Liebe nach dem ersten Klang. So war es zumindest bis jetzt, denn bei keiner der letzten vier Platten musste ich für die Liebe so viel tun, wie diesmal. Zig Mal habe ich mir die Platte angehört. Habe versucht, Vorurteile, Vorstellungen, Einbildungen, Erwartungen und Gewohnheiten auszublenden. Doch der alte Effekt blieb aus, denn aus dem „Dicke-Eier-Rock“ ist eindeutig „Eier-schaukel-Rock“ geworden und der unmessbare Wiedererkennungswert fast komplett verloren gegangen. „Never too loud“ ist überladen mit zu melodischen und zu sanften Riffs, und die Songs sind zu eingängig und kommerziell. Der Gesang ist melodisch (???), aber die Melodien meistens nicht hitverdächtig. Die vormals raue und dreckige Stimme von Danko scheint wie manipuliert. Singt er gerade nicht melodisch, dann singt er hoch (!!!) und für die Tonlagen, an die seine Stimme nicht heranreicht, wurden die beiden Engelsstimmen John Garcia und Pete Stahl dazugeholt. Damit sollte dem Song „Forest for the trees“ ein letzter Arschtritt gegeben werden. Eine positive Überraschung habe ich allerdings mit dem Southern Rock-Song „Take me home“ erlebt, der mein mädchenhaftes Herz höher schlagen ließ. Eine richtige Schneckenfalle, voller Sehnsucht und Gefühl. Aber auch, wenn Mister Jones sanfter geworden ist, sind die völlig übertriebenen Texte über Sex, Frauen und Rock’n’Roll nicht ganz der Veränderung verfallen. Ebenso sind die Songs „Code of the road“, „Your tears my smile“ und „Never too loud“ der alte DANKO JONES, wenn auch in abgespeckter Form, aber immerhin vertreten. Man kann es drehen und wenden wie man will, aber mit „Never too loud“ haben DANKO JONES das gewöhnungsbedürftigste Album ihrer bisherigen Karriere geschaffen. Es ist eindeutig, dass die Kanadier an großen Melodien Gefallen gefunden haben und nicht auf der Stelle treten mögen, sondern immer darüber hinaus neue Elemente einfließen lassen möchten. Dieses Album wird viele enttäuschen, aber noch mehr Menschen begeistern. Und so ist die Liebe nun mal, hart und ungerecht.