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ALLIGATOAH – Schlaftabletten, Rotwein V

„Eigentlich geht es nur um Vögeln und Kacken – also vielleicht meine persönlichste Platte.“ Ja, ALLIGATOAH ist wieder da, hurra. Vielleicht das Intelligenteste, das deutschsprachiger Rap jemals hervorgebracht hat. Und dabei noch so unglaublich unterhaltsam. Lukas Strobel spielt auch auf der 5. Folge seiner (eigentlichen) Mixtapereihe so wundervoll mit den Worten unserer Sprache, wie es andere nicht einmal bei Fortnite können – und die haben eine Konsole dabei. Die aber braucht ALLIGATOAH nicht, so viel, wie in seinem Kopf steckt, all das muss raus, aber eben auf eine Art, die so anders ist, als die, die man sonst mit dieser Musikrichtung in Verbindung bringt. Und wieder einmal stellt sich die Frage, ob die Kiddies, die seine Platten kaufen, eigentlich so ganz verstehen, wovon da gesungen wird. Und der Junge ist noch keine 30, klingt dabei aber sprachlich wie einer, der sich seit 50 Jahren nur mit der deutschen Sprache beschäftigt. Überhaupt kommt er trotz all der rotzigen Worte, die er in seinen Texten verwendet, sehr viel erwachsener… nein, falsches Wort, sehr viel realistischer rüber, als viele seiner Altersgenossen. Denn sein inneres Kind wird ALLIGATOAH sicherlich nie verlieren – und das soll bitte auch nicht passieren. Musikalisch gibt er ebenfalls wieder alles, mischt Metalklänge mit der Blockflöte und scheißt allgemein einfach auf jegliches Klischee jeglicher Szene. „Ich frühstückte einen Cornyriegel und eine Schüssel Ibuprofen“. Sorry, da waren wir doch alle schon mal, oder? Mein persönliches Highlight von „Schlaftabletten, Rotwein V“ ist ohne jede Frage jedoch „Meinungsfrei“ – und das nicht nur wegen des Intros, das eigentlich schon alles kann. Aber auch der Künstler zeigt mal wieder alles: Sprachgewandtheit, Geschwindigkeit und politische Aussage (wobei er die natürlich in diesem Song sehr gut verpackt, da sind wir dann wieder beim Thema Verständnis…). Egal. Deutscher Rap braucht ALLIGATOAH. Aber nicht nur deutscher Rap. Auch du. Und du. Ja, und du auch! Glaub mir. „Endlich sagt’s mal keiner!“

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.