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DANIEL BENJAMIN – Kuscheln im Fundbureau

Aus der schlecht besuchten Show von DELOREAN hatte man gelernt und die anschließend stattfindenden Konzerte von AUDREY (hier geht’s zum Interview) und drei Tage später von DANIEL BENJAMIN in den eh viel schöneren Eingangsraum verlegt. Wenn sich die Temperatur zwar nicht im Minus-, aber immerhin im einstelligen Bereich bewegt, ist es dort auch viel kuscheliger.
Als Support durften sich WENDLA aus Hamburg versuchen, die sich mit ziemlich vielen Leuten den wenigen Platz auf der Bühne teilen mussten. Das erinnerte zunächst ein wenig an das Konzert von vorvorgestern, nicht nur aufgrund der weiblichen Besetzung, sondern auch musikalisch. Feinfühlige Indie-Pop-Songs mit teils klassischer Instrumentierung, gesungen wurde aus der Gefühlswelt der Sängerin, was sie zumindest mit dem weiblichen Teil des Publikums sofort auf eine Wellenlänge zu bringen schien, ging es doch vornehmlich um Jungs und die Gedanken, die man sich vor einem Treffen macht. Allerdings driftete die Musik nach einem guten Start leider relativ klar in Richtung HEATHER NOVA und Belanglosigkeit ab. Und die Tatsache, dass WENDLA eine komplett Stunde lang das Vorprogramm bestritten, machte den ersten guten Eindruck leider am Ende wieder komplett hinfällig. Schade…
Ich weiß nicht genau warum, aber aus irgendwelchen Gründen blieb das Debütalbum von DANIEL BENJAMIN bei mir doch ein wenig besser hängen als die meisten anderen Singer/Songwriter-Sachen, die momentan so inflationär auf den Markt geworfen werden. Seine teils doch recht christlichen Texte waren dafür sicherlich nicht ausschlaggebend, das liebevoll selbst zusammengebastelte Kindergarten-Artwork wahrscheinlich auch nicht entscheidend. Dafür hat der Herr Benjamin, wie er auch heute unter Beweis stellte, eine ziemlich einnehmende Stimme, die zum Teil von seiner Mitmusikerin und Ehefrau passend ergänzt wird, zudem weist sein Gitarrespiel ein Abwechslungsreichtum und eine Sicherheit auf, die den meisten anderen Songwritern fehlt, und nicht zuletzt hat er dieses gewisse Gespür für gute Melodien, das den wenigsten Menschen als Talent mit in die Wiege gelegt wurde. Schade zwar, dass die Songs noch langsamer vorgetragen wurden als auf CD, umso überraschender kam aber der Effekt rüber, als Daniel an die in der Mitte zwischen ihm und seiner Frau positionierten Bass-Drum Platz nahm und unvermittelt einen Song seines Chaos-Projekts JUMBO JET (http://www.myspace.com/jumbochat) anstimmte. Da wurden die Drums und somit auch die Ohren der Zuschauer nicht mehr gestreichelt, sondern malträtiert. Cool!
Im Anschluss an das Konzert verkaufte das Ehepaar Benjamin die verschiedensten D.I.Y.-CDs direkt von der Bühne und war sich auch für kein Gespräch der doch sehr interessierten Zusachauer nicht zu fein. Ein schöner Abend und einer der besten Songwriter aktuell.