CURRENT SWELL – Long time ago

Sehr amerikanisch, was einem da so entgegenschwappt, wenn man „Long time ago“, den Titeltrack des neuesten Albums von CURRENT SWELL, anspielt. Und irgendwie auch sehr lange her, dass diese Art des folkigen Rock so gespielt wurde, sieht man mal von THE GASLIGHT ANTHEM ab. In deren Spuren und denen des großen Bosses scheinen sich die vier Männer aus Victoria (B.C.) recht leichtfüßig zu bewegen, verschreiben sich dabei insgesamt aber etwas mehr dem Folkanteil. Dass diese Band nicht erst seit gestern existiert, geschweige denn tourt, hört man nahezu jedem Ton auf diesem Album an, so spielsicher und abgestimmt klingt das, was sie abliefern, ohne dabei zu kalt und professionell zu wirken. Zwischendurch treibt auch der Americana sein Unwesen in den Songs des vierten Longplayers der Kanadier, auch der Country kann sich nicht immer zurückhalten und spätestens bei „I want a bird“ und den unwiderstehlichen Chorgesängen ist man verführt, sich ein gemeinsames Konzert von CURRENT SWELL und MUMFORD & SONS zu wünschen, Folkrock auf ganz hohem Niveau. Aber auch die leisen Töne (wie etwa „Brad’s song“) funktionieren nicht nur, sondern haben ihren ganz eigenen Platz im Klanguniversum dieses Quartetts. All dieser Abwechslungsreichtum gepaart mit traumwandlerisch sicheren Gesangslinien (mit ab und an etwas zu nordamerikanisch geprägtem Englisch) ergibt dann ein Album, das sich vor all der Konkurrenz wahrlich nicht zu schämen braucht, vielmehr eine Speerspitze bildet. Warum macht eigentlich Conor Oberst nicht mehr so schöne Musik?

Simon-Dominik Otte

Mensch. Musiker (#Nullmorphem). Schauspieler (#BUSC). Rezensent (#blueprintfanzine). Come on, @effzeh! AFP-Fan. (#Amandapalmer). Lehrer. Und überhaupt. Und so.