Anlässlich der zweiten Singleauskopplung „The mordern soul“ am 20.01.2012 wollen wir auch das bereits am 26.08.2011 veröffentlichte Album „The closer we get“ würdigen und in Erinnerung rufen. Es ist typisch für die Eigenwilligkeit, mit der Marco Pleil seinen Gitarrenrock zwischen Indie und Alternative unters Volk wirft, dass das vierte Album von seiner Band CLOUDBERRY mit einer Lo-Fi-Akustik-Cover-Version des HÜSKER DÜ-Klassikers „Don’t want to know if you are lonely“ beginnt. Erst den Hut vor den Ahnen ziehen, um dann mit seinen Versionen von Indierock zwischen PIXIES, BUFFALO TOM oder GUIDED BY VOICES und Alternative von frühen R.E.M. („Reckoning“), NIRVANA („In utero“) bis hin zu ASH loszulegen. Schon immer hatten die Songs von CLOUDBERRY ihre Stärken in den unverschämt eingängigen Melodien und dem erfrischend straighten Schrammelsound. Eigenwillig waren nur die Songlängen. Da kam kaum mal einer über zwei Minuten, und doch hatte man nur selten das Gefühl des abgewürgten Hörgenusses. All diese Eigenheiten findet man auch auf „The closer we get “ wieder, und doch kann man Veränderungen feststellen. Die Songs sind noch ausformulierter als früher. Jetzt passt wirklich jedes Arrangement, die Songs sind 100% auf den Punkt. Keine Note zu viel, keine zu wenig. Hinzu kommen kleine, feine Anreicherungen, seien es Produktionskniffe oder hier und da eingestreute Keys, Orchester, Chöre usw. Den größten Schritt haben CLOUDBERRY jedoch mit ihrer Produktion gemacht. Nikolai Potthoff , MUFF POTTER-Weggefährte und Bandgitarrist von THEES UHLMANN hat eine richtig kantige, kraftvolle, raue und gerne auch mal zerrende Produktion hingezaubert. Da poltert das Schlagzeug wie zu seligen PIXIES-Zeiten („Surfer rosa“), da peppen Streicher den dichten Gitarrensound auf und der Bass knarzt richtig derbe („Kinski“). Und wenn ein Song „Smithereens“ heißt, ist es wohl nicht zu weit hergeholt, auch diese vergessene amerikanische Gitarrenband als Referenz anzuführen. So gesehen ist das alles hoffnungslos nostalgisch, ruft es doch fast automatisch die Großtaten vergangener, vermeintlich besserer Zeiten in Erinnerung. Der große Verdienst, den sich CLOUDBERRY mit „The closer we get“ erwerben, liegt in den subtilen elektronischen Einsprengseln, die dann doch dezent darauf hinweisen, dass im Hier und Jetzt musiziert wird und keine Leichen gefleddert werden. Wer jetzt Anspieltipps erwartet, wird enttäuscht sein. Ohne Scheiß, kein einziger Song fällt ab. Hörst du einen, willst du alle. In einer besseren Welt wären CLOUDBERRY ununterbrochen rund um den Globus auf Tour und könnten von ihren kleinen Songperlen ein sorgenfreies Leben gestalten. „The closer we get“ ist in jedem Fall die Krönung im bisherigen Schaffen von Marco Pleil und seinen Mitstreitern.