Eine Liebe, die sich erst mit der Zeit entwickelt, hält oft länger als die Liebe auf den ersten Blick. Dass Alben, die nicht sofort zünden, meist mehrmals gehört werden müssen, bis sie ihre wahre Pracht entfalten, ist zwar nichts Neues, aber dennoch immer wieder beeindruckend. Genauso verhielt es sich auch bei mir mit „Black coats & bandages“, dem aktuellen Album von CLANN ZÚ. Der erste Versuch hat sogar nur eine Songlänge gedauert – da schien mir bereits klar, dass das düstere Cover zwar gut zur Musik passt, die mich ein wenig an NICK CAVE erinnert, dass CLANN ZÚ es aber schwer haben würden, mir zu gefallen. Als das Release-Date in den USA bereits verstrichen war, machte ich mich dann doch noch mal daran, der CD die nötige Aufmerksamkeit zu schenken, und seitdem sind alle anderen CDs bei mir auf die lange Bank geschoben. Denn der Vergleich zu NICK CAVE passt, wenn überhaupt, nur zum Opener. Im Laufe des Albums fallen mir hingegen immer neue Referenzpunkte ein, wie z.B. SONGS:OHIA, RADIOHEAD, SOPHIA, CURSIVE, COLDPLAY, THE GOOD LIFE und stellenweise sogar SHELLAC, wobei keine einzige dieser Bands die Musik der sechs Australier/Iren auch nur annähernd zu umschreiben vermag. Das Album ist zwar melancholisch und düster, aber niemals gezwungen depressiv. Und so schwanken auch die Texte von Sänger Declan de Barra zwischen Hoffnungslosigkeit und Zuversicht, während die Musik stellenweise sehr fragil erscheint und im nächsten Moment schon im Bombast unterzugehen droht. Ein Album, das sich von den gängigen laut/leise-Parts der Constellation- und Nachfolge-Bands abhebt und durch Vielfalt besticht. Ganz, ganz groß!
Anmerkung: In Amerika ist „Black coats & bandages“ via G7 bereits erschienen, das europaweite Release über Supermusic steht hingegen erst für den 4. Oktober an.