CHURCH OF CONFIDENCE – Takin‘ over

Aus dem Herzen von Berlin-Kreuzberg, beziehungsweise aus dem Umfeld des dort ansässigen Rock’n’Roll-/Punkrock-Clubs „Wild at Heart“, stammen CHURCH OF CONFIDENCE. Obwohl die Band bereits fleißig Tonträger veröffentlicht und die Bühnen in halb Europa abgeklappert hat, wird sie bis heute lediglich als Insider-Tipp gehandelt, und auch ich muss zugeben, dass mir die Kreuzberger zwar schon seit Jahren ein Begriff sind, ich aber lediglich zwei bis drei ihrer Lieder von irgendwelchen Compilations kenne.
„Takin‘ over“ heißt nun also der mittlerweile fünfte Langspieler und zeigt bereits beim Opener, weshalb die Band immer wieder mit SOCIAL DISTORTION verglichen wird: „Rejected“ ist ein ohrwurmverdächtiger Greaser-Punk-Song mit einem satten Schuss Rock’n’Roll und dürfte all denjenigen ein Lächeln ins Gesicht zaubern, die auch nachts gerne mit Sonnenbrille aus dem Haus gehen. Doch die Berliner sind keineswegs ein bloßer SxDx-Abklatsch, denn sie integrieren in ihrem Sound verschiedene Einflüsse, die vom typischen RAMONES-Punk (nicht nur bei dem huldigenden Stück „Hey ho let’s go“ deutlich hörbar) über Country und Rockabilly bis hin zum Hard- und Glam-Rock reichen. So ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass sich zwischen den neun Eigenkompositionen noch Coverversionen von MOTÖRHEAD („Going to Brazil“), AC/DC („Ride on“) und der Glam-Ikone CHRIS SPEDDING („Silver bullet“) tummeln, wobei CHURCH OF CONFIDENCE es auch hier schaffen, den Stücken ihren eigenen Stempel aufzudrücken. Dass dieser musikalische Brückenschlag auf kompletter Albumlänge so gut funktioniert, ist zwar erstaunlich, aber wenn man ehrlich ist, ist es in der Rockmusik doch genauso wie beim Fußball: „Es hängt alles irgendwo zusammen. Sie können sich am Hintern ein Haar ausreißen, dann tränt das Auge.“ (Zitat Dettmar Cramer, ehem. Fußballtrainer).

Bernd Cramer

Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber. Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.