Wenn in einem Infoschreiben zu einer Veröffentlichung Sätze wie „Das Album zeigt die Entwicklung der Band, ohne den Kontakt zu ihren Wurzeln zu verlieren“ stehen, schrillen bei mir meistens direkt die Alarmglocken. Denn ähnlich wie man es in der Arbeitswelt von Arbeitszeugnissen kennt, könnte es sich hierbei um eine verklausulierte Formulierung handeln, die im Endeffekt den Versuch einer Gratwanderung zwischen Wahrheitspflicht und Wohlwollen darstellen soll. Übersetzt heißt dies im Musikkontext also meist: Die Band hat sich dahingehend verändert, dass sie (vom Standpunkt ihrer bisherigen Fans aus betrachtet) ihren ursprünglichen Charme ein Stück weit eingebüßt hat und stattdessen vermehrt darauf abzielt, sich dem Mainstream an den Hals zu schmeißen. Und tatsächlich trifft dies leider auch im Fall von CF98 zu. Denn während ihr Punkrock in der Vergangenheit den idealen Soundtrack für den Besuch des lokalen Skateparks darstellte, erinnert „Stupid Punk“ vielmehr an Anfang der 2000er stattfindende College-Partys. Die Ähnlichkeit eines Songs wie „Nobody wants to party“ mit den musikalischen Erzeugnissen von BLINK-182 ist schon frappierend. Meinen Geschmack treffen da schon eher „Stupid boy“, das mit seinem zackigen Gitarrenriff dem Melodic Hardcore nahe steht, oder auch das catchy „Find your own way“, welches mit Killer-Hookline und drolligem Atari-Sound-Intro daherkommt. Doch leider bleiben derartige Highlights die Ausnahme auf einem ansonsten eher auf Gefälligkeit ausgelegten Album.
CF98 – Stupid Punk
- Beitrags-Autor:Bernd Cramer
- Beitrag veröffentlicht:14. November 2025
- Beitrags-Kategorie:Tonträger
Bernd Cramer
Konzert-Junkie & Vinyl-Liebhaber.
Schreibt über Musik, ohne zu Architektur zu tanzen.